Aktionsbündnis
Wir sind ein Netzwerk von landesweit tätigen Organisationen, lokalen Bündnissen und Persönlichkeiten des Landes Brandenburg, die gemeinsam für eine zivilgesellschaftliche Mobilisierung gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Rassismus eintreten.
Gegründet wurde das Aktionsbündnis 1997 von 29 Organisationen aufgrund einer bedrohlichen Entwicklung rechtsextremer Strukturen und Gewalttaten in Brandenburg. Inzwischen sind wir 87 Mitglieder aus vielen gesellschaftlichen Bereichen und allen Ecken des Landes.
Das Aktionsbündnis ist ein zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss. Es vertritt die Interessen von Bürger*innen und ihrer Organisationen. Das Tolerante Brandenburg, in dem die Maßnahmen der Landesregierung gegen Rechtsextremismus koordiniert werden, sehen wir als unseren staatlichen Partner, den wir kritisch begleiten.
Das Aktionsbündnis wird von der Landesregierung unterstützt.
Das höchste Entscheidungsgremium des Aktionsbündnisses ist das Plenum. Diese Versammlungen aller Mitglieder finden zwei Mal im Jahr statt. Die Mitglieder
- beraten aktuelle politische Fragen
- informieren sich über die Arbeit ihrer Organisationen und
- diskutieren und beschließen Initiativen und Kampagnen.
Die Zusammenarbeit im Aktionsbündnis ist in einer Geschäftsordnung geregelt.
Was wir tun
Wir vermitteln Praxiswissen.
Wir erstellen Ratgeber wie das „Handbuch Zivilgesellschaft“ mit vielen Anregungen für das Engagement gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Darüber hinaus bieten wir praktische Anleitungen zu verschiedenen Fragen – vom Umgang mit Verschwörungserzählungen über den richtigen Fördermittelantrag bis hin zur Bedeutung des Neutralitätsgebots für zivilgesellschaftliche Initiativen.
Wir thematisieren Rassismus und Ausgrenzung.
Um eine fundierte Auseinandersetzung zu ermöglichen, veröffentlichen wir regelmäßig thematische Vertiefungen. In unserer Podcast-Reihe „Brandenburger Baseballschlägerjahre – Gespräche zu Rassismus, rechter Gewalt und Solidarität in den 1990er Jahren“ berichten Zeitzeug*innen von ihren Erfahrungen in Brandenburg. In den Broschüren „Die neue Partei am rechten Rand“ und „Was interessiert mich denn Cottbus?“ analysieren wir aktuelle politische Entwicklungen. Zusätzlich bieten wir Fakten zu Themen wie Flucht oder Islam. In der Rubrik „Brandenburg rechtsaußen“ nehmen wir rechte Gruppierungen unter die Lupe.
Wir setzen politische Impulse.
Mit unserer Kampagne „Wir lassen uns nicht hetzen“ setzen wir rechter Hetze unsere Stimme und unser Handeln entgegen. Im Jahr 2019 verteilten wir dafür landesweit 1.000 Ideen-Kisten voll gefüllt mit allem, was ermutigt, stärkt, schlauer und schlagfertiger macht. 2021 sprachen wir unter dem Zusatz „Wir bleiben solidarisch!“ mit denjenigen, die sich tagtäglich stark machen für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Ob Ratsche, Initiativen-Quartett oder Handreichungen gegen Angriffe auf die Zivilgesellschaft – „Wir lassen uns nicht hetzen“ hilft beim Engagement gegen rechts.
Wir bringen Menschen zusammen.
Es ist uns ein Anliegen, Brücken zu schlagen und gemeinsam mit vielen Menschen etwas zu bewegen. Zusammen mit dem Ring politischer Jugend Brandenburg haben wir wiederholt die Grüne Jugend, Jungen Liberalen, Junge Union, Jusos und Linksjugend [’solid] an einen Tisch geholt und gemeinsame Plakatkampagnen entwickelt – zuletzt mit dem Plakat „Demokratie ist keine Verschwörung, sondern ein Versprechen“. Und in dem von uns initiierten Videostatement „Vielfalt in Brandenburg stärken – Rechtsextremismus zurückdrängen!“ haben sich die Brandenburger Landtagsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, BVB/FREIE WÄHLER, CDU, DIE LINKE und SPD klar gegen Rechtsextremismus und Rassismus positioniert.
Wir bieten konkrete Unterstützung.
Unsere Mitglieder engagieren sich mit viel Energie und Herz gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Wir unterstützen dieses Engagement im Land, zum Beispiel in Ostprignitz-Ruppin. Mit „Neuruppin bleibt bunt“ schmiedeten wir 2015 ein großes Bündnis von Politik, Kultur und Wirtschaft und brachten viele Menschen zu dem Aktionstag „Vielfalt ist unsere Zukunft“ zusammen. In Neuruppin standen alle zusammen und sorgten dafür, dass die bundesweite Neonazi-Demo unter dem Motto „Tag der deutschen Zukunft“ scheiterte. Das Aktionsbündnis unterstützt auch Aktivitäten von Initiativen, die nicht Mitglied sind. Zum Beispiel bieten wir mit unserem Initiativenfonds schnelle unbürokratische Hilfe für die Arbeit vor Ort.
Wir suchen nach neuen Wegen.
Protest gegen Rechtsextremismus und Rassismus ist wichtig – aber manchmal gerade für junge Leute wenig attraktiv. Mit unserer Kampagne „Schöner leben ohne Nazis“ wollen wir vor allem diese Menschen erreichen und ein positives Lebensgefühl vermitteln. Dafür setzen wir zum einem auf den Kontakt vor Ort – an Schulen, bei Festivals, bei Aktionen – und zum anderen auf die Präsenz in den sozialen Medien.
Wir fordern Aufklärung.
Das Aktionsbündnis ist 1997 angesichts der erschreckenden Dimension rechter Gewalt in Brandenburg entstanden. Damals begingen Neonazis nicht nur Anschläge, sondern bauten gezielt Untergrundzellen auf. Nach der Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) waren dessen Verbindungen nach Brandenburg schnell offensichtlich. Wir trugen das Wissen zivilgesellschaftlicher Expert*innen darüber in dem von Anna Spangenberg und Heike Kleffner herausgegebenen Buch „Generation Hoyerswerda“ zusammen, kurz darauf beschloss der Landtag, einen NSU-Untersuchungsausschuss einzurichten. Zum 10. Jahrestag der Selbstenttarnung des NSU und zwei Jahre nach Ende des Brandenburger Untersuchungsausschusses forderte das Aktionsbündnis die Landesregierung dazu auf, weitere Konsequenzen aus den Erfahrungen mit dem NSU-Komplex zu ziehen.