Wahlcheck 2021
Am 26. September 2021 ist Bundestagswahl. In unserem Wahlcheck 2021 stellen wir Kandidat*innen vor, die mit der Verbreitung extrem rechter Ressentiments oder mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus auf sich aufmerksam gemacht haben.
Steffen Kotré: Höcke spricht ihm aus der Seele
Als Steffen Kotré auf der Weihnachtsfeier des AfD-Stadtverbandes Frankfurt (Oder) eine Flasche Hochprozentiges in Form einer Kalaschnikow geschenkt bekam, freute sich der Bundestagsabgeordnete der Partei sehr: Die „Wehrfähigkeit unseres Vaterlandes“ sei schließlich „nicht mehr gegeben“, teilte er der Märkischen Oderzeitung mit. Eigentlich, so Kotré weiter, war das Geschenk für Andreas Kalbitz gedacht. Der ehemalige Landeschef und Fraktionsvorsitzende der Brandenburger AfD ist für seine Neonazi-Kontakte bekannt und war einer der Köpfe des offiziell aufgelösten „Flügels“ innerhalb der AfD.
Die beiden Männer eint nicht nur ihre Freude an Militärischem. Steffen Kotré, Jahrgang 1971 und Listenplatz 3 der Landesliste der AfD in Brandenburg, war Unterstützer des völkisch-nationalistischen „Flügels“, hat dessen Gründungsdokument unterzeichnet, die Erfurter Resolution, und wahrt auch sonst wenig Distanz zum rechtsradikalen Milieu. So beschäftigte er im Bundestag eine Mitarbeiterin mit Kontakten zur rechtsextremen Identitären Bewegung und zur schlagenden Verbindung Gothia. Kotré selbst ist Alter Herr der schlagenden Verbindung Corps Berlin und Gründungsmitglied des Zusammenschlusses „Korporierte in der AfD“.
Kotré fordert einen „Schulterschluss“ mit dem Verein „Zukunft Heimat“ und der Querdenken-Bewegung und trat bei einer Demonstration des rechtsextremen Vereins „Zukunft Heimat“ in Cottbus auch als Redner auf. Die Verflechtungen der AfD mit „Zukunft Heimat“ gelten als Paradebeispiel des strukturellen Zusammenwirkens mit der extremen Rechten.
Die Initiative Querdenken 711, die in Baden-Württemberg vom Verfassungsschutz beobachtet wird, schlug Kotré unterdessen für die Auszeichnung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz vor. Inhaltlich teilt Kotré ohnehin Positionen der Querdenken-Bewegung: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer sei eher ein Experiment als eine Impfung und es gäbe keine epidemische Notlage nationaler Tragweite.
Auch in Sachen Klima- und Energiepolitik bewegt sich der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der AfD-Fraktion fern der Wissenschaft: Der menschengemachte Klimawandel sei ein „Mythos“ und Reaktorkatastrophen könnten in Deutschland nicht passieren, dies sei „Panikmache“.
In der Migration sieht Kotré, wie viele in der AfD, einen „Fahrplan zur Überfremdung“ und eine „Erniedrigung des deutschen Volkes“. Wie radikal Kotré, der früher Mitglied der FDP war, heute ist, fasst er selbst treffend zusammen: Der rechtsextreme Björn Höcke spreche ihm aus der Seele.