Wahlcheck 2024
Am 9. Juni 2024 sind Kommunal- und Europawahlen. In unserem Wahlcheck 2024 stellen wir Kandidat*innen vor, die mit der Verbreitung extrem rechter Ressentiments oder mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus auf sich aufmerksam gemacht haben.
Peter Hoedt: Verbindungen ins rechtsextreme Rocker-Milieu
In Müncheberg im Landkreis Märkisch-Oderland tritt Peter Hoedt für die Wählergruppe Bürgerverein Müncheberg zur Kommunalwahl an. Er ist in der 5.000 Einwohner*innen zählenden Kleinstadt kein Unbekannter. Hoedt, Jahrgang 1971 und laut Wahlliste Rentner, trägt auf verschiedenen Fotos im Internet eine Kutte der Müncheberger Bruderschaft „Raben Odins Germania“, auf der er durch einen Aufnäher als „Präsident“ bezeichnet wird.
Als nach eigenen Angaben 2015 gegründete Bruderschaft beziehungsweise Motorrad-Club (MC) verfügen die Raben Odins über einen Clubraum inklusive Bar in der Seelower Straße. Hier fand im August 2022 anlässlich des siebten Geburtstages des MC ein Konzert statt, das vom Brandenburgischen Verfassungsschutz als Rechtsrock-Konzert eingestuft wurde. Dies hängt maßgeblich mit der dort aufgetretenen Band Drag Pipes zusammen, die dem rechten Bruderschafts- und Bikermilieu entstammt.
Auf seiner Facebookseite zeigt sich Peter Hoedt mit einem T-Shirt der rechten polnischen Marke Doberman’s Aggressive. Die Marke verwendet ein ähnliches Design wie Thor Steinar mit gewaltaffinen Wikingerbezügen und rechtsextremen Codes. Auf Facebook postet Hoedt gerne Sprüche wie „Fuck the System“, „Wir wollen Deutschland zurück“ oder „Eine Revolution beantragt man nicht beim Ordnungsamt“. Fotos auf der Seite verweisen auf Kontakte und Freundschaften der Raben Odins zu diversen rechten Motorradclubs.
Peter Hoedt ist dort unter anderem mit Mitgliedern des „MC Stahlpakt Thüringen Chapter Gera“ zu sehen. Vor gut zehn Jahren gab die Thüringer Landesregierung an, dass Informationen vorliegen, wonach der Motorradclub „sein Klubhaus der örtlichen rechtsextremistischen Szene als Proberaum zur Verfügung“ gestellt habe. Auf einem weiteren Foto posiert Hoedt mit Mitgliedern der Burgunden aus Schwedt. Diese Bruderschaft stufte der Brandenburger Verfassungsschutz in seinem Bericht von 2019 als rechtsextrem ein.
Auch zu Mitgliedern des Gremium MC pflegen Peter Hoedt und die Raben Odins offenbar Kontakte: So überreichten Anhänger des MC den Raben Odins zu deren fünfjährigen Bestehen einen „Geburtstagsgruß“, auf dem sie „mit Respekt und Freundschaft“ gratulierten. Gremium MC gilt bundesweit als Rocker-Club, zu dem Neonazis in der Vergangenheit wiederholt die Nähe gesucht haben. Der RBB berichtete in seiner Sendung „Klartext“ bereits vor Jahren über das Gremium Chapter Spremberg und dessen Kontakte zur Neonaziszene sowie über Bedrohungen von Pressevertreter*innen. Zum siebten Geburtstag der Raben Odins posierte die Spremberger Gruppe mit einer Grußkarte.
Zuletzt wurde Verbindungen des MC Gremiums zum Rechtsextremismus Ende 2021 im Zusammenhang mit den Verhaftungen in der Reichsbürger-Szene deutlich, nachdem in dieser ein gewalttätiger politischer Umsturz geplant worden war. Recherchen des Bayerischen Rundfunks zufolge soll der „persönliche Referent“ von Heinrich XIII. Prinz Reuß Mitglied beim Gremium MC gewesen sein. Hoedt selbst schrieb 2022 im Ton der Reichsbürger-Szene von der „BRD GmbH“, von einem „immer noch besetzten Land“ und einer „eingetragenen GmbH“.
Im Februar dieses Jahres teilte Hoedt in den sozialen Medien einen Beitrag mit dem Titel „Zerstörung von correctiv.org“. Das Recherchekollektiv Correctiv deckte im Januar ein rechtsextremes Geheimtreffen im Potsdamer Hotel Adlon auf, bei dem unter anderem ein Plan zur Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland diskutiert wurde.
In der Facebookgruppe der Stadt Müncheberg berichtete Peter Hoedt im Mai 2024, er sei von der Märkischen Oderzeitung auf seine Verbindungen angesprochen worden. Dies sei „UNGLAUBLICH UND LÄCHERLICH ZUGLEICH“ und er werde „alles veröffentlichen“, die „Verantwortlichen natürlich ebenfalls“.
Am 9. Juni 2024 wurde Peter Hoedt in die Stadtverordnetenversammlung Müncheberg gewählt.