Angst projiziert sich oft auf das Konkrete. Dabei ist der Klimawandel auch in Brandenburg längst sichtbar – und hätte das Potenzial, weitaus größere Ängste auszulösen. Aber die Vorstellung, dass Hitzewellen, Trockenheit oder Unwetter den Menschen auch hier die Lebensgrundlage entziehen, bleibt für viele noch immer zu abstrakt. Rechtsextreme und Klimawandel-Leugner_innen arbeiten genau mit dieser Angst. Und sie bieten einfache Lösungen an: Nicht der vom Menschen verursachte Klimawandel ist das Problem, sondern die „Klimahysteriker“, die sich nur deswegen als Moralapostel aufspielen würden, um an Macht und Geld zu kommen.
„Wir wollen niemanden die Arbeitsplätze wegnehmen, sondern wir wollen eine grüne Zukunft aufbauen.“
Es ist eine polarisierende Freund-Feind-Konstruktion, die Anknüpfungspunkte sowohl für eine rechtspopulistische Anti-Establishment-Haltung als auch für Verschwörungserzählungen bietet. „In deren Augen sind wir nur kleine Schüler und Studentinnen, Marionetten, die keine echten Lösungen haben“, sagt Corvin. Danach gefragt werden sie allerdings nur selten. Und oft scheint es einfacher, junge Menschen anzufeinden, die sich dafür einsetzen, dass diese Erde auch in 50 Jahren noch ein lebenswerter Ort ist, als sich mit den wirklichen Zusammenhängen zu beschäftigen. „Wir wollen niemandem etwas streitig machen, wir wollen andere Lösungen schaffen“, betont Corvin. „Aber so weit geht die Diskussion meist gar nicht.“ Das bestätigt auch Anton für die Lausitz. „Wir wollen niemanden die Arbeitsplätze wegnehmen, sondern wir wollen eine grüne Zukunft aufbauen.“
Beide berichten, dass es oft nicht einfach ist, als Schülerin oder Student ernst genommen zu werden. Es gibt Ältere, die sagen: „Ich bin in der zehnten Klasse von der Schule abgegangen, hab mein Leben lang gearbeitet, und du willst mir jetzt sagen, wie ich zu leben habe?“ Das ist ein ständig wiederkehrendes Argument, meint Corvin: „Ich glaube, da fühlen sich manche ein bisschen gekränkt.“ Gleichzeitig betont er, dass er die Konflikte nicht auf eine Generationenfrage beschränken möchte. Vielmehr ist es eine Motivationsfrage: „Ist man gewillt, etwas an dem eigenen Lebensstil zu verändern oder eben nicht.“ Zudem sind die Bedingungen für das Klimaengagement bei weiten nicht überall gleich. „Für uns ist es schwieriger, in die Breite zu gehen und viele Menschen zu mobilisieren, als in Städten wie Berlin“, sagt Anton. Er fühlt sich da manchmal etwas alleine gelassen, würde sich mehr Unterstützung wünschen. „Man braucht ein relativ dickes Fell, wenn man sich nicht einschüchtern lassen will“, ergänzt Corvin. „Aber mit der Zeit perlt das ab und man merkt: Es ist vor allem der Frust der anderen, der mir in dem Moment entgegenschlägt.“