Wahlcheck 2021
Am 26. September 2021 ist Bundestagswahl. In unserem Wahlcheck 2021 stellen wir Kandidat*innen vor, die mit der Verbreitung extrem rechter Ressentiments oder mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus auf sich aufmerksam gemacht haben.
Hannes Gnauck: Ampel auf Rot
Der deutsche Militärgeheimdienst MAD hat den Berufssoldaten Hannes Gnauck im Visier. Wegen Hinweisen auf fehlende Verfassungstreue hatte die Behörde den Oberfeldwebel in ihrem Ampelsystem zunächst auf die Warnstufe Orange gesetzt. Inzwischen musste Gnauck neu bewertet werden: auf die Stufe Rot.
Home-Office-Pflicht mal anders: Gnauck wird vom Militärgeheimdienst als so gefährlich eingeschätzt, dass er seine Kaserne mittlerweile nicht mehr unbegleitet betreten darf. Das Tragen seiner Uniform ist ihm ebenfalls untersagt. Bezüge kassiert er freilich weiterhin. Die Ermittlungen der Behörden in dem disziplinarrechtlichen Verfahren gegen Gnauck dauern an und können am Ende zu seiner Entfernung aus der Bundeswehr führen.
Hannes Gnauck arbeitet derweil emsig an seiner politischen Karriere. Auf Listenplatz 5 und als Direktkandidat im Bundestagswahlkreis Uckermark – Barnim I will er für die AfD in das höchste deutsche Parlament einziehen. Ausgerechnet mit seinem Beruf als Soldat wirbt Gnauck im Wahlkampf für sich.
Hannes Gnauck, Jahrgang 1991, hat in der Landes-AfD mehrere Funktionen inne. Er ist Vizevorsitzender seines Kreisverbandes in der Uckermark und führt auch die AfD-Fraktion im Kreistag an. Zudem ist er Mitglied im Landesvorstand der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative.
Im Kreistag wettert Gnauck gegen eine „höllische Symbiose aus Wirtschaftseliten, radikaler Linker und Erfüllungsgehilfen der Migrationslobby“, die seiner Ansicht nach „gesellschaftszersetzend“ wirke. Die völkisch-nationalistisch ausgerichtete Junge Alternative Brandenburg (die vom Verfassungsschutz als „Verdachtsfall Rechtsextremismus“ beobachtet wird) kürte Gnauck zu ihrem „Spitzenkandidaten“ für die Bundestagswahl. Gnauck kann als Anhänger des offiziell aufgelösten rechtsextremen „Flügels“ angesehen werden. Mit prominenten „Flügel“-Protagonisten wie Björn Höcke steht er in Kontakt. Andreas Kalbitz, vormals bekanntlich Landesvorsitzender der AfD und wegen seiner rechten Umtriebe aus der Partei ausgeschlossen, hält Gnauck die Treue. Bei Demonstrationen und durch Aktionen im Kreistag machte Gnauck gegen Corona-Schutzmaßnahmen mobil. Auch als Autor für das rechtsextreme Compact-Magazin ist er in Erscheinung getreten.
Der frühere Kreisvorsitzende der AfD in der Uckermark, Jan-Ulrich Weiß, hat seine Partei mittlerweile frustriert und im Clinch mit Personen aus dem jetzigen Kreisvorstand verlassen. In einer Stellungnahme beklagte Weiß „braunen Siff“ und „nationalsozialistisches Gedankengut“. Gnauck, der sich gute Chancen auf einen Bundestagseinzug ausrechnet, darf sich davon angesprochen fühlen.