Wahlcheck 2024
Am 22. September 2024 sind Landtagswahlen. In unserem Wahlcheck 2024 stellen wir Kandidat*innen vor, die mit der Verbreitung extrem rechter Ressentiments oder mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus auf sich aufmerksam gemacht haben.
Yvonne Prause: Mit TikTok in den Landtag
Die im Landkreis Oberhavel im Ort Zühlsdorf lebende Yvonne Prause fiel innerhalb der brandenburgischen AfD bislang nicht sonderlich auf. Im März 2024 wurde sie dann zur Vorsitzenden des neu gegründeten AfD-Ortsverbandes Mühlenbecker Land gewählt und als Direktkandidatin für den Landtagswahlkreis 08 (Birkenwerder, Glienicke/Nordbahn, Hohen Neuendorf, Mühlenbecker Land) bestimmt. Beim Landesparteitag im April 2024 in Jüterbog schaffte sie es auf den 20. Platz der AfD-Landesliste zur Landtagswahl.
Von Oktober 2017 bis zum Oktober 2021 arbeitete die 49-Jährige als Büroleiterin eines AfD-Bundestagsabgeordneten. Seit November 2021 ist Prause als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die AfD-Bundestagsabgeordnete Carolin Bachmann tätig.
Bekanntheit erlangte Prause auf der Videoplattform TikTok, wo ihr mehr als 9.000 Personen folgen und sie über 110.000 Likes (Stand September 2024) für ihre bisherigen Videos bekommen hat. Dort werden die etwa einminütigen Clips der AfD-Kommunalpolitikerin in der Spitze über Hunderttausend Mal angeklickt. Inhaltlich bedient sie sich an einem breiten Repertoire an Themen von der Migrations- und Coronapolitik bis hin zur Verächtlichmachung politischer Gegner*innen. Nur sehr selten handeln ihre Beiträge von kommunal- oder landespolitischen Fragestellungen, meist widmet sie sich bundespolitischen Themen. Politiker*innen der Bundesregierung sind bei Prause dann mitunter keine Menschen, sondern „rot-gelb-grüne Politkreaturen“, über die sie sagt: „Jagt sie endlich alle zum Teufel“. Ansonsten spricht sie unter anderem von „kranken Auswüchsen dieser Vielfalt- und Toleranz-Werteheuchelei“. Ein Beitrag von Prause wurde laut einem ihrer TikTok-Posts bereits wegen „hasserfüllter Ideologie“ gelöscht. Bei einigen ihrer Beiträge auf Facebook wurde in der Vergangenheit die Reichweite eingeschränkt.
Zum Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Compact-Magazin GmbH postete Prause ein Video mit der Texteinblendung „Wann werden wieder Bücher verbrannt?!“ Nachdem Björn Höcke wegen der verbotenen SA-Parole „Alles für Deutschland“ verurteilt worden war, veröffentlichte sie ein Video mit der Parole „Alles für Brandenburg“. Auf Facebook teilte Prause im Januar nach der Aufdeckung eines Geheimtreffens rechtsextreme Äußerungen des AfD-Bundestagsabgeordneten und heutigen Landesvorsitzenden René Springer: „Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein #Geheimplan. Das ist ein Versprechen.“ In ihren Beiträgen gibt sie häufig Parolen und Phrasen der extremen Rechten wieder. „Abschieben schafft bezahlbaren Wohnraum“ ist beispielsweise Prauses Lösungsansatz für das Thema Wohnungsnot.
Yvonne Prauses Kommentare zum Zeitgeschehen bei TikTok zeigen beispielhaft, wie die AfD diese Plattform nutzt. Über professionelle und seriöse Medien dagegen, die sich nicht zum Sprachrohr für Propaganda machen, schreibt Prause: „Nur noch lächerlich, was in den Medien läuft… die werden auch alle verschwinden, sobald Deutschland wieder gerade aus läuft und dem deutschen Volke wieder eine gesunde und ehrlich-redliche Zukunft blüht“.
Yvonne Prause wurde am 22. September 2024 nicht in den Brandenburger Landtag gewählt.