Was tun nach einer rechten Gewalttat?
Was können Sie tun und was sollten Sie wissen, wenn Sie oder Menschen in Ihrem Umfeld von Rechten beleidigt, bedroht oder angegriffen werden? Die folgenden Informationen sollen Ihnen helfen zu reagieren.
Was können Sie tun und was sollten Sie wissen, wenn Sie oder Menschen in Ihrem Umfeld von Rechten beleidigt, bedroht oder angegriffen werden? Die folgenden Informationen sollen Ihnen helfen zu reagieren.
Unterstützung organisieren
Unmittelbar nach einem Angriff steht die Unterstützung der betroffenen Personen an erster Stelle. Für die Gewalt ist ein menschenfeindliches Weltbild der Täter*1innen ausschlaggebend. Das heißt: Es ist nicht Ihre Schuld! Also zögern Sie nicht zu helfen oder als Betroffene, vertraute Menschen um Unterstützung zu bitten.
Als Freund*innen, Nachbar*innen, Kolleg*innen etc. helfen Sie den direkt Betroffenen am besten, indem Sie sie mit den Folgen der Tat nicht allein lassen und zu ihrem Wohlbefinden und ihrer psychischen Stabilisierung beitragen. Das können auch ganz einfache Dinge sein: Begleiten Sie die Menschen zur Schule, zur Behörde, führen Sie aufmerksame Gespräche oder unternehmen Sie etwas gemeinsam.
Verletzungen und Schäden dokumentieren
Suchen Sie eine*n Arzt*Ärztin auf und lassen Sie Verletzungen jedweder Art attestieren. Sichtbare Verletzungen sollten am besten fotografiert werden. Auch Sachschäden, etwa beschädigte Kleidung, Wohngegenstände, Schäden am Fahrzeug oder am Eingangsbereich der Wohnung sollten dokumentiert und wenn möglich vorerst unverändert aufbewahrt bzw. gesichert werden. Das ist hilfreich, um gegebenenfalls Schadensersatz und Wiedergutmachung einzufordern. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, Sie finanziell zu unterstützen.
Gedächtnisprotokoll verfassen
Ob als angegriffene Person oder Zeug*in: Verfassen Sie ein möglichst detailliertes Gedächtnisprotokoll mit Ihren persönlichen Erinnerungen an den Vorfall. Denn Ihre Erinnerungen werden verblassen. Bei einem Gerichtsverfahren, das sich teilweise um Jahre verzögern kann, können Sie dann darauf zurückgreifen. Schreiben Sie sich unter anderem auf: Ort, Datum und Uhrzeit des Angriffes, Beschreibung der Täter*innen, den zeitlichen und räumlichen Verlauf. Wie begann die Eskalation? Von wo kamen Schläge/ Tritte? Mit welchen Worten wurden Sie beschimpft? Nehmen Sie sich Zeit, und notieren Sie dabei nicht nur alles, was Ihnen aufgefallen ist, sondern auch zunächst nebensächlich erscheint. Denken Sie auch an mögliche Zeug*innen des Angriffes.
Strafanzeige stellen
Für eine strafrechtliche Verfolgung der Täter*innen ist es nötig, dass ein Strafverfahren in Gang gesetzt wird. Um sicherzugehen, dass das auch passiert, empfiehlt es sich, gesondert eine Strafanzeige zu stellen – auch wenn die Polizei vor Ort war. Eine Strafanzeige kann von jeder Person erstattet werden – entweder bei der Polizeidienststelle vor Ort, der Staatsanwaltschaft oder im Internet unter www.internetwache.brandenburg.de.
Viele Gründe sprechen dafür, rechte Gewalttaten anzuzeigen. Es gibt aber auch unterschiedliche Motive und Erfahrungen, die Betroffene oder Zeug*innen davon abhalten. Derartige Zweifel müssen ernst genommen werden. Sollten Sie zögern, eine Anzeige zu erstatten, berät Sie der Verein Opferperspektive gern. Eine Anzeige kann auch noch später gestellt werden, hier gibt es keine Frist. Wenn ein Strafantrag gestellt werden soll, muss dies bis zu drei Monate später passieren – auch hier berät Sie die Opferperspektive gerne.
Kontakt zu Berater*innen aufnehmen
Wenn Sie es nicht schon getan haben, empfehlen wir Ihnen, Kontakt zu Berater*innen des Vereins Opferperspektive zu suchen. Hier beraten und unterstützen erfahrene Mitarbeiter*innen Betroffene rechter Gewalt, aber auch deren Angehörige oder Freund*innen und Zeug*innen solcher Taten im Land Brandenburg. Die Beratung ist kostenlos und erfolgt an einem Ort, den die Ratsuchenden selbst auswählen. Die Berater*innen begleiten die Betroffenen zur Polizei und zu anderen Behörden, geben rechtliche Hinweise auf das Straf- und Zivilverfahren, vermitteln Rechtsanwält*innen für eine Nebenklage und begleiten sie in Strafprozessen. Außerdem helfen sie beim Erstellen von Entschädigungsanträgen und im Kontakt mit Medien. Darüber hinaus recherchiert der Verein rechte Gewalttaten und erfasst diese systematisch in Form einer Chronologie, die kontinuierlich Auskunft darüber gibt, wie sich das Ausmaß der Gewalt im Land Brandenburg entwickelt.
Weitere und ausführliche Informationen zum Umgang mit der Polizei und Staatsanwaltschaft, Zeugenaussage, Strafprozess und mehr erhalten Sie auf der Seite des Vereins Opferperspektive e.V. Unter info@opferperspektive.de können Sie zudem die Broschüre „Perspektiven nach einem rechten oder rassistischen Angriff – Ihre Rechte und Möglichkeiten“ bestellen.
Wenn Sie Hilfe brauchen, finden Sie hier die Ansprechpartner*innen der jeweiligen Region:
Team: www.opferperspektive.de/team
Telefon: +49 331 8170000
E-Mail: info@opferperspektive.de
Antisemitische Vorfälle melden Sie bitte zudem online bei der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS).