Wahlcheck 2024
Am 22. September 2024 sind Landtagswahlen. In unserem Wahlcheck 2024 stellen wir Kandidat*innen vor, die mit der Verbreitung extrem rechter Ressentiments oder mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus auf sich aufmerksam gemacht haben.
Lars Günther: Der Protest-Organisator
Es klingt wie eine Drohung, was Lars Günther bei Demonstrationsreden ins Mikrofon ruft: „Die Zeiten, in denen wir unser Land friedlich zu einem immer besseren Land machen können, sind definitiv vorbei!“
Als direkt gewählter Abgeordneter der AfD sitzt Günther seit 2019 in Brandenburger Landtag. Jetzt will er bei den Landtagswahlen am 22. September 2024 das Mandat im Wahlkreis 33 (Märkisch-Oderland III) verteidigen.
Günther, Jahrgang 1976, verdiente seine ersten politischen Sporen zunächst als Organisator von rechtsextremen Protestveranstaltungen. Kaum eine Vokabel aus dem Fundus der Szene-Rhetorik lässt er bei seinen Ansprachen aus. Die Schuld an Missständen in Deutschland gibt er „Millionen von Invasoren“, die mit dem Islam eine „rückständige, sektenähnliche Scheinreligion“ ins Land brächten. Die Verantwortung für die „Umvolkung“ trügen die Politik („sittenlose Vaterlandsverräter“) und die Medien („Systempresse“).
Sein öffentlich bekanntes politisches Engagement begann Günther 2014, als er in Berlin die damaligen sogenannten Friedensmahnwachen stärker nach rechts führen wollte, als sie es ohnehin schon waren. 2015 heuerte der gelernte Immobilienkaufmann als Verlagsangestellter beim rechtsextremen Compact-Magazin an. Chefredakteur Jürgen Elsässer nennt ihn ausdrücklich einen „Freund“. Dem Hetz-Magazin, dessen Verbot derzeit gerichtlich überprüft wird, ist Günther auch weiterhin verbunden.
Günther begann 2015 auch, Proteste gegen Flüchtlinge auszurichten, und strebte dabei ein Bündnis der extremen Rechten an. Er scheute es dafür nicht, mit Neonazis zusammenzuarbeiten. Bei einer seiner Kundgebungen trat er zusammen mit dem NPD-Landesvorsitzenden Klaus Beier auf. Um den Ordnerdienst kümmerten sich auf Günthers Veranstaltung militante Neonazis, darunter ehemalige Mitglieder der verbotenen Berliner Schlägergruppe Frontbann 24.
Günther, der neben seinem Landtagsmandat auch den Kreisvorsitz der AfD in Märkisch-Oderland innehat, war lange Zeit ein treuer Weggefährte des einstigen Landesvorsitzenden Andreas Kalbitz. Dass dieser an Lagern der später verbotenen Neonazigruppe Heimattreue Deutsche Jugend teilgenommen hat und laut Verfassungsschutz sogar Mitglied gewesen ist, waren in seinen Augen „Sachen von vor zwanzig Jahren“ und gleichzeitig „Lügengeschichten“, die niemanden interessieren sollten.
Nach den „Friedensmahnwachen“ und den flüchtlingsfeindlichen Protesten folgte 2020 das nächste rechtsextreme Kampagnenthema: Günther trat als vehementer Gegner von Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie auf. In Berlin marschierte er im November 2020 bei einer Querdenken-Großdemonstration vor dem Bundestag auf. Dort eskalierte die Lage, die Polizei musste einschreiten. Direkt beim Wasserwerfereinsatz zu sehen: Lars Günther zusammen mit Andreas Kalbitz.
Günther ist es gelungen, seinen mittlerweile entmachteten Freund Kalbitz politisch zu überleben. Im Landtag versuchte er sich ein Profil als klimapolitscher Sprecher seiner Fraktion zu erarbeiten. Den menschengemachten Klimawandel hält Günther für Panikmache. In Stellungnahmen beklagt er eine „Ideologie der Klima-Hysterie“ und spricht sich gegen Klimaschutzmaßnahmen und den Ausbau regenerativer Energien aus. Wie bei anderen rechten Kampagnen ist auch hier Günther nicht fern, wenn protestiert wird: Bei einer AfD-nahen Demo in diesem Jahr gegen einen Solarpark in Märkisch-Oderland war Günther vorne mit dabei.
Am 22. September 2024 wurde Lars Günther als Direktkandidat für den Wahlkreis Märkisch-Oderland III in den Brandenburger Landtag gewählt.