„Die AfD sammelt viele Informationen, um sie dann so zu verknüpfen, als würden wir etwas Unrechtmäßiges tun“, fasst Christine Reich dieses Vorgehen zusammen. „Das wird so aufbereitet, dass es sich nach Skandal anhört.“ Als Skandal sieht die AfD in Brandenburg, dass die Falken mit anderen als „linksextrem“ verleumdeten Partnern kooperieren, dass sie sich öffentlich „gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen Sexismus und Homophobie“ aussprechen, dass im Kurt-Löwenstein-Haus Seminare über Rechtsextremismus und Populismus stattfinden. Und natürlich, dass es dafür öffentliche Fördermittel gibt.
Dass sich das Kurt-Löwenstein-Haus gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus engagiert, wurde ihm von der AfD angekreidet.
Womöglich ist es der Partei bereits ein Skandal, dass da ein Jugendverband den Sozialismus im Namen trägt. Weil das Kurt-Löwenstein-Haus für Baumaßnahmen vom Land Brandenburg öffentliches Geld aus der Konkursmasse der DDR erhält, wurde sogar eine Verbindungslinie zur SED-Diktatur gezogen. Darüber kann Christine Reich nur den Kopf schütteln, weiß sie doch, dass die Falken nach ihrem Verbot im Nationalsozialismus in Ostdeutschland nicht wieder zugelassen wurden. „Der Jugendverband war in der ehemaligen DDR verboten, seine Mitglieder wurden für ihr Engagement verfolgt, saßen im Gefängnis.“
Die AfD könnte wissen, dass Sozialismus in vielen Ländern synonym für die Sozialdemokratie steht. Auch die Falken entstammen diesem Flügel der demokratischen Arbeiterbewegung. Liest die AfD die Antworten auf ihre parlamentarischen Anfragen, dann hat sie auch erfahren, dass das Betätigungsfeld der Falken nicht die Politik, sondern die Arbeit mit Jugendlichen und im Bereich der Bildung ist. Und dass dafür fachliche Standards gelten, die jedwede Propaganda verbieten. Trotzdem behauptet die Partei, dass das Kurt-Löwenstein-Haus mit Unterstützung des Staates für Anarchie und Sozialismus werbe, dass es Kinder und Jugendliche indoktriniere. „Das widerspricht unserem Bildungsverständnis so klar, dass wir mit dem Vorwurf überhaupt nichts anfangen können“, betont Christine Reich. „Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche sich selbst ein Urteil bilden und dann zu ihrer Meinung stehen.“
Sie stellt heraus, dass bei den Falken Hierarchien hinterfragt werden und Kinder und Jugendliche sich auf ihre eigenen Regeln verständigen. Bereits Sechsjährige haben das gleiche Recht auf Mitsprache und Beteiligung wie die Älteren. Diese Grundsätze, meint Reich weiter, widersprechen dem Gesellschaftsbild der AfD. Sachfragen und konkrete Probleme von Finanzierung, Inhalten oder Methoden der Arbeit stehen nicht im Vordergrund.