Gedenkstätten erinnern im Netz an Befreiung der Konzentrationslager
Angesichts der Corona-Pandemie erinnerten die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Überlebende und viele weitere Menschen online an die Befreiung der Häftlinge der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück vor 75 Jahren.
20.4.2020 | Am 22. und 23. April 1945 befreiten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Sachsenhausen. Eine Woche darauf wurde auch das Leid der Häftlinge im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück beendet. Beide Daten – wichtige Wegmarken der Befreiung vom Nationalsozialismus in Brandenburg – jähren sich dieser Tage zum 75. Mal. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Überlebende und viele weitere Menschen erinnerten am vergangenen Wochenende trotz der Corona-Pandemie an die Ereignisse.
Die ursprünglich geplante Veranstaltung mit mehr als 60 Überlebenden der Lager aus verschiedenen Ländern musste abgesagt werden. Stattdessen kamen Überlebende aus Norwegen, Polen und Israel, Angehörige und Politikerinnen und Politiker aus ganz Europa online in Videoclips zu Wort. Sie waren Teil eines virtuellen Gedenkens, bei dem auf der Website der Stiftung und in den sozialen Medien eine Woche lang Beiträge veröffentlicht wurden.
In eindringlichen Worten mahnten sie, das Grauen des Nationalsozialismus nicht dem Vergessen anheim fallen zu lassen und Rassismus und Antisemitismus auch in der Gegenwart entschlossen entgegenzutreten. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke dankte ihnen für ihr Engagment für die Erinnerungsarbeit und die Aussöhnung. Er betonte, dass der Rechtsextremismus eine der größten Bedrohungen unserer Zeit ist. Ministerin Manja Schüle mahnte, dass die damaligen Verbrechen nicht von Einzelnen begangen wurden, sondern große Teile der Gesellschaft verwickelt waren.
Viele Rednerinnen und Redner stellten Bezüge zur gegenwärtigen Situation her. Richard Fagot aus Israel wies darauf hin, dass in der Corona-Krise die Völker der Welt zusammenarbeiten und kooperieren – anders als in der Zeit des Nationalsozialismus. Fagot war neun Jahre alt, als er mit seiner Mutter im Konzentrationslager Sachsenhausen befreit wurde. Barbara Piotrowska aus Polen überlebte als Kind das Konzentrationslager Ravensbrück. Sie betonte, dass die Bedrohung gemeinsames Handeln und gegenseitige Unterstützung nötig macht. “Alle politischen, sozialen und religiösen Unterschiede in und zwischen Ländern sind bedeutungslos angesichts der Rettung von Menschenleben.”
Die Videos und Reden sind auf den Internetseiten der Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück einsehbar. Auch ein eindrücklicher Animationsfilm über die Befreiung wurde zum Jahrestag produziert und veröffentlicht. Der RBB hat zudem eine Sondersendung ausgestrahlt, die in seiner Mediathek abrufbar ist.