Am 24. November 1919 lud die Deutschnationale Volkspartei zu einer Großkundgebung in die Potsdamer Garnisonkirche ein. Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff hielt eine Aufsehen erregende Rede mit dem Tenor der Revision der deutschen Kriegsniederlage von 1918 und der Überwindung der am 6. Februar im Deutschen Nationaltheater Weimar begründeten Republik. Der „Geist von Potsdam“ brachte sich in Stellung gegen den „Geist von Weimar“, siegte und triumphierte am 21. März 1933 – erneut in der Garnisonkirche Potsdam. Aus Anlass dieses Ereignisses vor hundert Jahren wird der Historiker Stephan Malinowski in seinem Vortrag über dominante politische Einstellungen und den gesellschaftlichen Status des preußisch-deutschen Adels während der Weimarer Republik sprechen und die Rolle des Adels bei der Zerstörung der Republik untersuchen. Die Beschäftigung mit dem ‚Demokratie-Labor Weimar‘ ist zum Verständnis der Rechts-Radikalisierung in Deutschland und den westlichen Demokratien insgesamt hoch aktuell, interessant und lehrreich.
Stephan Malinowski ist einer der besten Kenner der Adelsgeschichte im 20. Jahrhundert und Autor eines einschlägigen Standardwerks zum Thema Adel und Nationalsozialismus. Er wurde an der Technischen Universität Berlin im Fach Geschichte promoviert. Nach langjährigen akademischen Erfahrungen in Deutschland, Frankreich, Italien, den USA und Irland lehrt er seit 2012 Europäische Geschichte an der University of Edinburgh.
Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. Berlin 2004.