Dem 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus in Potsdam-Babelsberg am 24. April kann in diesem Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie und ihrer daraus resultierenden Beschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen nicht in adäquater und würdiger Weise gedacht und erinnert werden. Im Voraus geplante Veranstaltungen der Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes zur Befreiung von Babelsberg, wie zum Beispiel eine Radtour zu authentischen Orten, mussten schweren Bedauerns einstellt werden.
Weil jedoch dieses Jubiläum nicht nur wichtig im Kontext der allgemeinen politischen Lage zu sehen ist – in einer Zeit, wo Rassismus, Nationalismus und Populismus wieder salonfähig sind – sondern auch im Kontext der lokalen Geschichte in einem Stadtteil, der als Industriestandort stark durch die Arbeiter*innenbewegung geprägt wurde und die letztendlich einen großen Anteil daran hatte, dass Babelsberg ohne wesentliche Kämpfe und Opfer befreit werden konnte, präsentiert die Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes eine Sonderwebseite.
Unter der Webadresse https://1945.rotes-nowawes.de wird mittels einer digitalen Rundtour auf historisch interessante Orte in Babelsberg aufmerksam gemacht. Zu den aktuellen Fotos gibt es je eine Kurzbeschreibung. Des Weiteren soll damit der Öffentlichkeit verschiedene Dokumente und Materialien bereitstellt werden, die im Zusammenhang mit der Befreiung von Babelsberg, aber auch dem Neuanfang in dieser Stadt stehen.
Die Geschichtswerkstatt ist sich bewusst, dass die ausgewählten Quellen und die Literatur, hier vor allem die Erinnerungsberichte, eine gewisse politische Färbung aus der Zeit der DDR beinhalten und deswegen immer im zeitgeschichtlichen Kontext gelesen werden müssen.
Nichts desto trotz sind vor allem die historischen Dokumente nicht zu verfälschen und stehen in ihrer Echtheit. Zudem dokumentieren sie die Zeitgeschichte jenes Momentes, der für viele Unsicherheit und Ungewissheit brachte, aber an einem Industriestandort wie Babelsberg – dem ehemaligen Roten Nowawes – mit seiner großen Arbeiter*innenschaft und den tausenden Zwangsarbeiter*innen, auch Befreiung und Erlösung.