Rund 40.000 Menschen brachten am 29. August 2020 in Berlin ihren Unmut über die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und über die Regierenden selbst zum Ausdruck. Viele dieser Menschen beanspruchten dabei für sich, repräsentativ für die Mehrheitsmeinung in der Bundesrepublik zu sein, und ungeachtet von politischen Haltungen und Motiven unter dem Banner einer vereinten „Freiheitsbewegung“ für vermeintlich gemeinsame Überzeugungen und Vorstellungen von Demokratie einzutreten. Wie vielgestaltig diese Haltungen, Motive und Überzeugungen gewesen sind, spiegelten nicht nur die zahlreichen nationalstolzen Symbole und Flaggen aus der Reichsbürger-Szene wieder, die sich neben den „love wins“-Fahnen und Peace- und Blumenmalereien einiger Transparente behaupteten, sondern zeigten auch die Gewaltausbrüche vor der Russischen Botschaft und die verstörenden Bilder des „Sturms auf den Reichstag“.
Seit April 2020 beobachtet das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA) diese Bewegung, die als sogenannte Hygienedemonstration ihren Anfang genommen hat. Im Fokus der fortlaufenden Dokumentationen und Analysen des JFDA stehen dabei die antisemitischen, rechtsextremen und verschwörungsideologischen Ausprägungen, die die Demonstrationen zu Teilen kennzeichnen.
In seinem Online-Seminar stellt das JFDA seine Beobachtungen von den Demonstrationen in Berlin vor und gibt mit Hilfe von Video- und Bildmaterial Eindrücke von der Zusammensetzung der Proteste. Einzelne Akteur_innen und Gruppierungen aus dem verschwörungsideologischen und rechtsextremen Spektrum werden herausgegriffen und verschwörungsmythologische Erzählungen und antisemitische Narrative innerhalb der Corona-Demonstrationen skizziert. Anschließend werden die Hintergründe und Mechanismen von Verschwörungsideologien thematisiert. Wie funktionieren Verschwörungsideologien? Was zeichnet Menschen aus, die solchen Ideologien anhängen? Was sind konkrete antisemitische Momente innerhalb von Verschwörungsmythen und warum münden die meisten von ihnen im Antisemitismus? Diesen Fragen sollen erläutert und konkrete Gefahrenpotentiale und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Zum Schluss des Seminars gibt es die Gelegenheit, Rückfragen und thematische Aspekte im digitalen Plenum zu besprechen.
Anmeldung
Das Seminar wird digital über die Plattform „Zoom“ stattfinden. Da die Anzahl der Teilnehmer_innen begrenzt ist, melden Sie sich bitte bis zum 20.10.2020 per E-Mail an info@jfda.de.