Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 74. Mal. Am 27. Januar 1945 trafen die sowjetischen Truppen im Lager allerdings nur knapp 8.000 Menschen an, die meisten von ihnen mehr tot als lebendig. Die Mehrheit der KZ-Häftlinge, etwa 60.000 Menschen, hatte die SS am 18. Januar 1945 auf Todesmärsche Richtung Westen getrieben, um ihre Befreiung durch die Sowjets zu verhindern. Für sie war das Leiden am 27. Januar noch nicht zu Ende, sie wurden meist erst Anfang Mai befreit, viele von ihnen überlebten die letzten Wochen des Nazi-Regimes nicht. Im Frühjahr 1945 kamen bei Vernichtungsaktionen in den noch bestehenden Konzentrationslagern und bei den Räumungen der Lager und den Todesmärschen nach Schätzung von Historikern etwa eine Viertelmillion Menschen ums Leben.
Seit 1996 wird in Deutschland der 27. Januar als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ begangen. 2005 rief die UNO den 27. Januar auch international zum „Holocaust-Gedenktag“ aus.
Anlässlich des Gedenktages findet in der Gedenkstätte Todesmarsch eine Gedenkveranstaltung statt. Nach einer Gedenkfeier am Mahnmal, bei der Blumen und Gebinde nieder gelegt werden, hält Falk Bersch einen Vortrag zum Thema: „Von Sachsenhausen nach Schwerin – Jehovas Zeugen und der Todesmarsch“. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit, mit dem Referenten bei Kaffee und Keksen ins Gespräch zu kommen.
Tausende Frauen und Männer der Religionsgemeinschaft der „Zeugen Jehovas“ (damals auch noch „Bibelforscher“ genannt) wurden während des Nationalsozialismus verfolgt. Sie verweigerten den Hitlergruß und den Kriegsdienst und blieben ihrem Glauben treu, auch verteilten sie Flugblätter gegen die Nazis. Das Regime unterstellte ihnen, „unter dem religiösen Deckmantel jüdisch-kommunistische Ziele zu verfolgen“. Sie wurden in die Konzentrationslager verschleppt und hunderte von ihnen hingerichtet. Auch in dem KZ Sachsenhausen und Ravensbrück waren Zeugen Jehovas inhaftiert, die dann im April 1945 die Todesmärsche zur Räumung des KZ mitmachen mussten.
Unter dem Titel „Aberkannt“ hat Falk Bersch vor kurzem ein Buch veröffentlicht, das sich mit der Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus beschäftigt und auch ihrer Geschichte nach 1945 nachgeht. In der DDR wurden die Zeugen Jehovas wegen angeblicher „Boykotthetze“ und als „faschistische Organisation“ insbesondere in den 50er Jahren verfolgt. Etliche KZ-Überlebende saßen auch in Brandenburg mehrere Jahre in den Zuchthäusern und Gefängnissen. Falk Bersch stellt in seinem Buch ausführlich das Schicksal einzelner Zeugen Jehovas vor und nach 1945 dar. In seinem Vortrag in der Gedenkstätte wird er sich mit der Biografie von Menschen beschäftigen, die im April 1945 auf den Todesmarsch aus dem KZ Sachsenhausen Richtung Nordwesten gezwungen wurden.