© Christoph Schulze
Der III. Weg
DER DRITTE WEG (III. Weg) ist eine neonazistisch geprägte Kaderpartei. Sie wurde am 28. September 2013 in Heidelberg (Baden-Württemberg) gegründet.
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DER DRITTE WEG (III. Weg) ist eine neonazistisch geprägte Kaderpartei. Sie wurde am 28. September 2013 in Heidelberg (Baden-Württemberg) gegründet.
Der III. Weg gliedert sich in vier Landesverbände. Der Landesverband Brandenburg wurde 2023 in Zossen gegründet. Verbandsvorsitzender ist Matthias Fischer aus Angermünde, der auch Bundesvorsitzender der Partei ist. Sein Stellvertreter ist Lutz Meyer aus Pritzwalk. Beisitzer im Vorstand sind außerdem Mario Schulz aus Lanz und Yves Denk aus Oberuckersee.
Im Land Brandenburg gibt es mehrere „Stützpunkte“ des III. Weges. Nennenswerte Aktivitäten entfalten vor allem dessen lokale Strukturen in den Landkreisen Uckermark, Ostprignitz-Ruppin und Prignitz. Die Mitgliederzahl des III. Weges in Brandenburg liegt im oberen zweistelligen Bereich. Einzelne Brandenburger Kader haben ein starkes Sendungsbewusstsein. Verteilungen von Propagandamaterial des III. Weges sind im gesamten Land wahrnehmbar, auch ohne dass in den jeweiligen Orten Strukturen erkennbar sind. Bundesweit organisieren sich mittlerweile mehrere Hundert Personen in der Partei. Die Mitgliederzahl wächst seit Jahren, auch aufgrund von Organisationswechseln.
Führende Mitglieder des III. Weges haben beispielsweise eine politische Vergangenheit in der NPD. Auch der ehemalige Bundesvorsitzende und heutige Stellvertreter Klaus Armstroff gehörte zum völkischen Teil des rheinland-pfälzischen Landesverbandes der Nationaldemokraten. Nach einem Richtungsstreit verließ er 2013 die NPD und forcierte die Gründung des III.Weges. Mario Schulz war in den Jahren 2003 bis 2004 Landesvorsitzender der NPD in Brandenburg. Auch er verließ die Nationaldemokraten nach einem Richtungsstreit. Als die NPD für die Europawahl 2004 einen Parteifunktionär mit bosnischen Wurzeln als Kandidaten aufstellte, verließ Schulz diese Partei. Seit 2004 war er um die Gründung und Etablierung neuer Neonazistrukturen bemüht. Eine davon war der „Schutzbund Deutschland“. Diese Vereinigung wurde jedoch bereits im Jahr 2006 durch das Brandenburger Innenministerium wegen verfassungswidriger Aktivitäten wieder aufgelöst. Nach einer längeren Ruhephase ist Schulz nun seit 2021 für den III. Weg aktiv.
Sammelbecken für den harten Kern der Szene
Einen bedeutenden Einfluss auf die Parteipolitik des III. Weges haben neben vormaligen NPD-Funktionär*innen auch ehemalige Führungskader des 2014 verbotenen „Freien Netz Süd“ (FNS) aus Bayern. Diese Neonazivereinigung war ein Netzwerk von etwa 20 freien Kameradschaften und gleichzeitig eine Ersatzorganisation für die bereits 2004 verbotene Fränkische Aktionsfront (FAF).
Der heutige Bundesvorsitzende und in Templin geborene Neonazi Matthias Fischer, der in den 1990er-Jahren in den Raum Nürnberg-Fürth gezogen war, ist ein hochrangiger Ex-NPD, Ex-FAF und Ex-FNS-Kader. Sein Name fand sich bereits 1998 auf einer Telefonnummernliste, die dem späteren NSU-Mitglied Uwe Mundlos zugeordnet wird. Nach dem FNS-Verbot 2014 zog Fischer aus Franken in die Uckermark zurück. Im selben Jahr entfaltete der III. Weg erste Aktivitäten in der Mark.
Die Gründung des ersten brandenburgischen Parteistützpunktes „Potsdam/Mittelmark“ folgte dann im April 2015 in Werder (Havel). Stützpunktleiter wurde Maik Eminger, ein ehemaliger JN-Funktionär und Bruder des mutmaßlichen NSU-Unterstützers André Eminger. Zwei weitere Stützpunkte des III. Weges entstanden im Dezember 2015 in der Uckermark und im Januar 2016 unter der Bezeichnung „Mittelmark/Havel“.
Ein Wille, sich ernsthaft um Parlamentsarbeit zu bewerben, war beim III. Weg lange nicht zu erkennen. Inzwischen traten jedoch einzelne Kandidaten der Partei bei kommunalen Abstimmungen an. Mario Schulz bewarb sich beispielsweise im Mai 2022 für das Landratsamt in der Prignitz und erreichte mit einem Stimmenanteil von 8,22 Prozent den vierten von fünf Plätzen.
Für die Brandenburger Kommunalwahl 2024 ist er ebenfalls als Kandidat nominiert. Gemeinsam mit Lutz Meyer und drei weiteren Bewerbern seiner Partei will Schulz in den Kreistag Prignitz einziehen. Des Weiteren bewerben sich Matthias Fischer, Yves Denk und zwei weitere Gefolgsleute um Mandate im Kreisparlament der Uckermark.
Dennoch scheint der Antritt zu Wahlen für den III. Weg bisher eher eine Förmlichkeit zu sein. Denn politische Parteien gelten als besonders geschützt, können nicht einfach nach dem Vereinsrecht aufgelöst werden.
Tatsächlich versteht sich der III. Weg aber eben nicht als Wahlpartei, sondern als eine elitäre „einheitliche“ und „ganzheitliche“ Bewegung, in der nur bestimmte Personen nach einem Ausleseverfahren aufgenommen werden.
Die Forderungen des III. Weges sind in einem „Zehn-Punkte-Programm“ zusammengefasst, das Elemente des 25-Punkte Programms der NSDAP von 1920 aufgreift. Neben Übereinstimmungen in einzelnen Forderungen ist der biologistisch definierte Volksbegriff eine wesentliche Gemeinsamkeit.
Vorbild: Nationalsozialismus
Auch bei der Propagierung seiner Ziele knüpft der III. Weg an das sogenannte Dritte Reich an. So zeigt die Partei auf Plakaten bei öffentlichen Versammlungen beispielsweise häufig die Parole: „Arbeit adelt“. Dies war der Leitspruch des nationalsozialistischen „Reichsarbeitsdienstes“ (RAD). Als Abgrenzung zur NSDAP unter Hitler erscheint hingegen die Forderung nach einem „Deutschen Sozialismus“. Dieser soll als „dritter Weg“ eine Alternative zu „Kapitalismus“ und „Kommunismus“ darstellen. Dabei wird an nationalrevolutionäre Ideologiefragmente des ehemaligen Flügels um Georg Strasser innerhalb der NSDAP angeknüpft. Dies spiegelt sich auch in dem mit „national“, „revolutionär“ und „sozialistisch“ überschriebenen Selbstverständnis wider.
Die Kampagnen des III. Weges richten sich vor allem gegen Geflüchtete. So gab der III. Weg einen Leitfaden zur Verhinderung von Flüchtlingsheimen heraus und veröffentlichte eine virtuelle Karte mit Unterkünften für Geflüchtete in der gesamten Bundesrepublik. In Brandenburg beteiligte sich der III. Weg an asylfeindlichen Versammlungen. Das Auftreten ist dabei markant: Die Mitglieder tragen weitgehend einheitliche Kleidung und treten bei selbst organisierten Demonstrationen in Marschformation auf. Von einer bundesweit vom III. Weg organisierten Postkartenaktion im Jahr 2016, bei der unter anderem Politiker*innen, Journalist*innen, Linke und Akteur*innen der demokratischen Zivilgesellschaft zur Ausreise aufgefordert wurden, waren auch Brandenburger*innen betroffen.
Für gemeinsame Kampagnen mit anderen neonazistischen Parteien ist der III. Weg kaum zugänglich. Eine Ausnahme war die Demonstration „Tag der deutschen Zukunft“ im Juni 2015 in Neuruppin. In die von Freien Kräften organisierte Versammlung reihte sich, neben Angehörigen der NPD und der Partei Die Rechte, eine größere Abordnung des III. Weges ein.
Gute Verbindungen bestehen dagegen zwischen dem III. Weg und neonazistischen Organisationen im europäischen Ausland. Matthias Fischer beteiligte sich beispielsweise an Aufmärschen der griechischen Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) in Athen und an einer Gedenkveranstaltung für die Waffen-SS in Budapest, dem „Tag der Ehre“.
Hardy Krüger