© Aktionsbündnis Brandenburg
Cottbus bekennt Farbe
Etwa 3.000 Menschen beteiligten sich am 15. Februar an einem Sternmarsch zur Cottbuser Oberkirche. Auf der anschließenden Kundgebung sprach für das Aktionsbündnis Anna Spangenberg.
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Etwa 3.000 Menschen beteiligten sich am 15. Februar an einem Sternmarsch zur Cottbuser Oberkirche. Auf der anschließenden Kundgebung sprach für das Aktionsbündnis Anna Spangenberg.
Bei der Kundgebung, die das Aktionsbündnis „Cottbuser Aufbruch“ organisiert hatte, sprachen zuerst die Cottbuser Superintendentin Ulrike Menzel und Bischof Markus Dröge für die Evangelische Kirche, danach der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Der anschließenden Beitrag der Aktionsbündnis-Geschäftsführerin ist hier dokumentiert:
„Wer bei den Rechten mitmarschiert, stellt sich gegen uns alle.“
Liebe Cottbuserinnen und Cottbuser, liebe Brandenburgerinnen und Brandenburger!
Eine Situation, die ich hier in Cottbus am 3. Februar erlebt habe, die geht mir nicht aus dem Kopf. Es war auf der Demonstration von „Zukunft Heimat“ hier an dieser Stelle. Sehr viele Menschen marschierten um die Oberkirche. Da stand eine schwarze Frau am Fenster, die hatte ein Schild mit der Aufschrift: „Fremde können Freunde werden“. Und was passiert? Sie bekommt eine donnernde Antwort aus dem Demonstrationszug: „Abschiebung!“
Diese Menschen, die da „Abschiebung! Abschiebung!“ skandieren, glauben Sie, dass das einfach besorgte Bürger sind? Ich glaube das nicht. Nein, da geht es nicht um Sorgen, da geht es um Hass: Hass gegen Flüchtlinge, Hass gegen unsere Demokratie. Alle, die bei „Zukunft Heimat“ mitmarschieren, alle, die diese Parolen mitrufen, die müssen wissen: Wer versucht, unter den Flüchtlingen in Cottbus Angst und Schrecken zu verbreiten, wer Journalisten als „Lügenpresse“ beschimpft, der stellt sich gegen uns alle.
„Cottbus bekennt Farbe!“ hat es im Aufruf für den 15. Februar Jahr für Jahr klar gestellt: „In unserer Stadt werden keine rassistischen und neonazistischen Aktionen geduldet, die gegen die Demokratie und die Menschenwürde gerichtet sind. Rassismus und Antisemitismus dürfen keine Chance haben.“ Genau dafür stehen wir heute hier.
Eine Sache muss man klar sehen: Der Grund für die Demonstrationen von rechts ist nicht, dass es vor der Stadthalle Gewalt gegeben hat. Nein, „Zukunft Heimat“ hat schon im Mai im letzten Jahr erklärt, dass sie Cottbus zu einem Zentrum ihres sogenannten Widerstandes machen wollen. Sie haben Pegida aus Dresden und die AfD eingeladen, auch die neurechte Gruppe Ein Prozent und die Identitäre Bewegung, um mit ihnen hier zu marschieren. Und sie sagen es ganz offen: Sie wollen die Regierung stürzen, weil sie bestimmen wollen, wer für sie deutsch genug ist, um hier zu leben. Und Cottbus soll dafür das Symbol, ihr Anfang sein.
Viele haben jetzt Angst, dass das Bild von Cottbus Schaden nehmen wird. Sicher zurecht. Aber ich glaube, es ist noch schlimmer: Wir müssen nicht nur Angst vor Imageschäden haben, wir müssen Angst haben, dass das Leben und die Menschen in der Stadt Cottbus Schaden nehmen. Weil es so ist: Wenn die Rechten die Stimmung auf der Straße prägen können, dann werden viele Menschen nicht mehr raus gehen, weil sie Angst vor Hass und vor Gewalt haben.
„Wir Demokratinnen und Demokraten sind die Mehrheit.“
Im Klartext: Wenn wir eine lebenswerte Stadt für alle wollen, dann muss dafür etwas getan werden. Und zwar jetzt! Es ist gut, dass wir alle heute zeigen, dass wir gegen Rechtsextremismus und Gewalt stehen. Aber wir müssen noch viel mehr werden. Denn die Rassisten und Neonazis glauben, dass sie für die schweigende Mehrheit sprechen. Und diesen Glauben müssen wir ihnen nehmen. Es muss für alle ganz klar sein: Wir Demokratinnen und Demokraten sind die Mehrheit.
Wir müssen auch im Alltag dafür arbeiten, dass hier eine Atmosphäre herrscht, in der alle friedlich miteinander leben und neue Cottbuserinnen und Cottbuser gut integriert werden. Das Integrationskonzept, an dem viele Menschen in dieser Stadt mitgearbeitet haben, ist dafür ein guter Leitfaden.
Wir müssen alles dafür tun, antidemokratischen Strömungen keinen Platz in unserer Mitte zu bieten.
Für ein offenes Cottbus und ein Brandenburg für alle, für eine lebendige Vielfalt der Menschen und Ideen, für Freude an diesem Leben und Miteinander.