© Christoph Schulze
Der III. Weg
DER DRITTE WEG (III. Weg) ist eine neonazistisch geprägte Kaderpartei. Sie wurde am 28. September 2013 in Heidelberg (Baden-Württemberg) gegründet.
© Christoph Schulze
DER DRITTE WEG (III. Weg) ist eine neonazistisch geprägte Kaderpartei. Sie wurde am 28. September 2013 in Heidelberg (Baden-Württemberg) gegründet.
Der III. Weg ist in Gebietsverbände gegliedert, die jeweils mehrere Bundesländer umfassen. Brandenburg gehört zum „Gebietsverband Mitte“, obwohl das Land eigentlich im Osten der Bundesrepublik liegt. Die ungewöhnliche Verbandsbenennung untermauert das Parteiverständnis, dass „Deutschland größer als die BRD“ und eine „Wiederherstellung Gesamtdeutschlands“ das Ziel sei – eine bei Rechtsextremisten beliebte Umschreibung für die Forderung nach Wiedereingliederung ehemaliger deutscher Ostprovinzen.
Geleitet wird der „Gebietsverband Mitte“ seit 2016 von Matthias Fischer aus Angermünde, der im November 2021 zum Bundesvorsitzenden aufstieg. Beisitzer im Vorstand ist außerdem der Zossener Robin Liebers. Im Land Brandenburg gibt es mehrere „Stützpunkte“ des III. Weges. Nennenswerte Aktivitäten entfalten vor allem dessen lokale Strukturen in den Landkreisen Uckermark und Potsdam-Mittelmark. Die Mitgliederzahl des III. Weges in Brandenburg liegt im mittleren zweistelligen Bereich. Einzelne Brandenburger Kader haben ein starkes Sendungsbewusstsein. Verteilungen von Propagandamaterial des III. Weges sind im gesamten Land wahrnehmbar, auch ohne dass in den jeweiligen Orten Strukturen erkennbar sind. Bundesweit organisieren sich mittlerweile mehrere Hundert Personen in der Partei. Die Mitgliederzahl wächst seit Jahren, auch aufgrund von Organisationswechseln.
Führende Mitglieder des III. Weges haben beispielsweise eine politische Vergangenheit in der NPD. Auch der ehemalige Bundesvorsitzende und heutige Stellvertreter Klaus Armstroff gehörte zum völkischen Teil des rheinland-pfälzischen Landesverbandes der Nationaldemokraten. Nach einem Richtungsstreit verließ er 2013 die NPD und forcierte die Gründung des III.Weges. Robin Liebers aus Zossen war vor seinem Parteiwechsel Landeskoordinator der Jungen Nationaldemokraten (JN) in Brandenburg.
Straffe Organisation, einheitliches Auftreten
Einen bedeutenden Einfluss auf die Parteipolitik des III. Weges haben neben vormaligen NPD-Funktionären auch ehemalige Führungskader des 2014 verbotenen „Freien Netz Süd“ (FNS) aus Bayern. Diese Neonazi-Vereinigung war ein Netzwerk von etwa 20 freien Kameradschaften und gleichzeitig eine Ersatzorganisation für die bereits 2004 verbotene „Fränkische Aktionsfront“ (FAF).
Der heutige Bundesvorsitzende und in Templin geborene Neonazi Matthias Fischer, der in den 1990er-Jahren in den Raum Nürnberg-Fürth gezogen war, ist ein hochrangiger Ex-NPD, Ex-FAF und Ex-FNS Kader. Sein Name fand sich bereits 1998 auf einer Telefonnummernliste, die dem späteren NSU-Mitglied Uwe Mundlos zugeordnet wird. Nach dem FNS-Verbot 2014 zog Fischer aus Franken in die Uckermark zurück. Im selben Jahr entfaltete der III. Weg erste Aktivitäten in der Mark.
Die Gründung des ersten brandenburgischen Parteistützpunktes „Potsdam/Mittelmark“ folgte dann im April 2015 in Werder (Havel). Stützpunktleiter wurde Maik Eminger, ein ehemaliger JN-Funktionär und Bruder des mutmaßlichen NSU-Unterstützers André Eminger. Zwei weitere Stützpunkte des III. Weges entstanden im Dezember 2015 in der Uckermark und im Januar 2016 unter der Bezeichnung „Mittelmark/Havel“.
Ein Wille, sich ernsthaft um Parlamentsarbeit zu bewerben, ist beim III. Weg eher die Ausnahme. Lediglich bei der sächsischen Kommunalwahl im Mai 2019 konnte die Partei einzelne Mandate erringen, im vogtländischen Kreistag und im Plauener Stadtrat. Das Scheitern im selben Jahr bei der Europawahl war hingegen bereits vorhersehbar. Außer bei dieser Europawahl stellte sich die Partei in Brandenburg bisher noch keiner Abstimmung. Der III.Weg versteht sich auch nicht als Wahlpartei, sondern als eine elitäre „einheitliche“ und „ganzheitliche“ Bewegung, in der nur bestimmten Personen nach einem Ausleseverfahren aufgenommen werden.
Die Forderungen des III. Weges sind in einem „Zehn-Punkte-Programm“ zusammengefasst, das Elemente des 25-Punkte Programms der NSDAP von 1920 aufgreift. Neben Übereinstimmungen in einzelnen Forderungen ist der biologistisch definierte Volksbegriff eine wesentliche Gemeinsamkeit.
Vorbild: Nationalsozialismus
Auch bei der Propagierung seiner Ziele knüpft der III. Weg an das sogenannte Dritte Reich an. So zeigt die Partei auf Plakaten bei öffentlichen Versammlungen beispielsweise häufig die Parole: „Arbeit adelt“. Dies war der Leitspruch des nationalsozialistischen „Reichsarbeitsdienstes“ (RAD). Als Abgrenzung zur NSDAP unter Hitler erscheint hingegen die Forderung nach einem „Deutschen Sozialismus“. Dieser soll als „dritter Weg“ eine Alternative zu „Kapitalismus“ und „Kommunismus“ darstellen. Dabei wird an nationalrevolutionäre Ideologiefragmente des ehemaligen Flügels um Georg Strasser innerhalb der NSDAP angeknüpft. Dies spiegelt sich auch in dem mit „national“, „revolutionär“ und „sozialistisch“ überschriebenen Selbstverständnis wider.
Die Kampagnen des III. Weges richten sich vor allem gegen Geflüchtete. So gab der III. Weg einen Leitfaden zur Verhinderung von Flüchtlingsheimen heraus und veröffentlichte eine virtuelle Karte mit Unterkünften für Geflüchtete in der gesamten Bundesrepublik. In Brandenburg beteiligte sich der III. Weg an asylfeindlichen Versammlungen. Das Auftreten ist dabei markant: Die Mitglieder tragen weitgehend einheitliche Kleidung und treten bei selbst organisierten Demonstrationen in Marschformation auf. Von einer bundesweit vom III. Weg organisierten Postkartenaktion im Jahr 2016, bei der unter anderem Politiker*innen, Journalist*innen, Linke und Akteure der demokratischen Zivilgesellschaft zur Ausreise aufgefordert wurden, waren auch Brandenburger*innen betroffen.
Für gemeinsame Kampagnen mit anderen neonazistischen Parteien ist der III. Weg kaum zugänglich. Eine Ausnahme war die Demonstration „Tag der deutschen Zukunft“ im Juni 2015 in Neuruppin. In die von Freien Kräften organisierte Versammlung reihte sich, neben Angehörigen der NPD und der Partei Die Rechte, eine größere Abordnung des III. Weges ein.
Gute Verbindungen bestehen dagegen zwischen dem III. Weg und neonazistischen Organisationen im europäischen Ausland. Matthias Fischer beteiligte sich beispielsweise an Aufmärschen der griechischen Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) in Athen und an einer Gedenkveranstaltung für die Waffen-SS in Budapest, dem „Tag der Ehre“.
Hardy Krüger