Miriam Rürup (Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums) und Esther Weizsäcker (Rechtsanwältin mit den Schwerpunkten Staatsangehörigkeits- und Aufenthaltsrecht) sprechen zu den Themen der „Jüdischen Geschichte & Gegenwart von Staatenlosigkeit, Ausbürgerung und Abschiebung“.
Beispielhaft wird dabei auch auf den Fall des ehemaligen Abschiebelagers in Cottbus-Sielow eingegangen. Ab 1921 wurden in dem ursprünglich als Kriegsgefangenenlager errichteten Abschiebelager zahlreiche Menschen interniert, die als Flüchtlinge aus dem östlichen Europa nach Deutschland gekommen waren, darunter auch Jüdinnen und Juden. Als „lästige Ausländer“ inhaftiert und stigmatisiert wurden die Betroffenen nicht nur unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht, sondern waren vor Ort immer wieder auch rassistischen Anfeindungen und schweren Gewalttaten ausgesetzt.
Wichtiger Teil dieser Ausgrenzungen waren Fragen des Aufenthaltsrechts und der ungeklärten Staatsangehörigkeit. Zugleich wollen wir der Frage nachgehen, welchen langen Nachhall die Erfahrungen von Staatenlosigkeit und Ausbürgerungen bis heute haben. Esther Weizsäcker wird dazu über Ihre Erfahrungen als Anwältin berichten, so z.B. in Verfahren rund um die Wiedereinbürgerung von Nachkommen derjenigen, die ehemals von den Nationalsozialisten ausgebürgert worden waren.