Die Beziehungen zwischen dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der israelischen Histadrut stellen einen im internationalen Vergleich der Gewerkschaftsbeziehungen besonderen Fall dar. Die beiden Gewerkschaftsdachverbände sind keine Akteure eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes, noch beschränkt sich ihre Beziehung auf internationale Treffen der Gewerkschaften. Vielmehr ist sie eine feste bilaterale Verbindung. Diese entstammt dabei vor allem der gemeinsame Geschichte, die im Nationalsozialismus ihren Anfang nahm. Inoffizielle Beziehungen zwischen dem DGB und der Histadrut bildeten sich bereits in den 1950er Jahren, einer Zeit, in der noch keine diplomatischen Beziehungen der beiden Staaten geknüpft waren. Sie sollten sich über die Zeit entwickeln, formalisieren aber auch antisemitischen Angriffen standhalten. Denn, so scheint es, ist es vor allem die Solidarität des DGB zur Histadrut, die die eigene Mitgliedschaft teilweise nicht versteht, teilweise offen ablehnt und dabei auch gewisse Leerstellen der Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu Tage bringt. Der Vortrag wird versuchen diese historische Entwicklung, Kontroversen und Kontinuitäten nachzuzeichnen.
Lea Herzig, M.A., ist seit 2019 Doktorandin am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin mit einer Promotion zum „Umgang des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit Antisemitismus seit 1949“ gefördert durch ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung. Abgeschlossenes Masterstudium der Interdisziplinären Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin nach einem Bachelorabschluss in der Geschichtswissenschaft und Judaistik an der Freien Universität Berlin. Forschungsinteressen: Erinnerungsgeschichte, Forschung zu Antisemitismus, Arbeiterbewegung und Gewerkschaften. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus 2022 statt.
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