Kontroversen über die internationale Kunstschau documenta 15, die antiisraelischen Demonstrationen im Mai 2021 und den geplanten Auftritt des Philosophen Achille Mbembe in Deutschland 2020 – aktuelle Debatten über Antisemitismus drehen sich häufig um die Frage, welche Äußerungen über den Staat Israel eigentlich als judenfeindlich bewertet werden können oder müssen. Diese Kontroversen verlaufen oft polarisiert und emotional, ein vertieftes Verständnis von Antisemitismus wird so erschwert. Das Sprechen über Israel kann als einer der gegenwärtig bedeutendsten Kontexte gelten, in denen Antisemitismus ausgedrückt werden kann. Immer wieder werden einzelne Gruppen der Gesellschaft der Verantwortung für den Antisemitismus verdächtigt – gerade seine israelfeindliche Form ist jedoch in allen gesellschaftlichen Milieus anzutreffen. Auch ist er keineswegs so neu, wie das wiederkehrende Sprechen über einen „neuen Antisemitismus“ im 21. Jahrhundert suggeriert. Im Vortrag soll die Geschichte des israelbezogenen Antisemitismus, v.a. nach 1945 in den beiden deutschen Staaten skizziert werden. Hieran anknüpfend wird „Israelkritik“ als eine Form der„Umwegkommunikation“ gedeutet, als Versuch, die öffentlich vorherrschende Ächtung des Antisemitismus zu umgehen. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Kai E. Schubert studierte Politikwissenschaft, Jüdische Studien und Interdisziplinäre Antisemitismusforschung. Er promoviert an der Universität Gießen über antisemitismuskritische politische Bildung.
Keine Anmeldung erforderlich.