Seit der Selbstenttarnung des NSU-Komplexes vor zehn Jahren wurden zahlreiche Bemühungen um eine Aufklärung und Aufarbeitung vorangetrieben, die sich mit der Entstehung des NSU und seinen Taten beschäftigen. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex hat bis heute jedoch eher marginal stattgefunden. Dies betrifft insbesondere auch die Soziale Arbeit, deren eigene Beschäftigung mit dem NSU-Komplex bis dato ausgeblieben ist.
Der Vortrag knüpft an dieser Leerstelle an und beschäftigt sich mit der Rolle der akzeptierenden Jugendarbeit bei der Entstehung des NSU-Komplexes in den 1990er Jahren. Anhand von rassismuskritischen und geschlechterreflektierenden Perspektiven wird der damalige sozialpädagogische Umgang mit rechten und rechtsextremen Jugendlichen betrachtet und die Frage gestellt, welche Schlussfolgerungen dabei für die Soziale Arbeit in der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus entstehen.
Die Veranstaltung findet in den Innenräumen des Horte mit Abstand und Kontaktverfolgung statt. Es gelten die 3G-Regeln.
Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe „Kein Schlussstrich“ zur zehnjährigen Selbstenttarnung des NSU.
Am 4.11.2021 jährt sich die Selbstenttarnung des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) zum zehnten Mal. Damit endete die Mordserie, in der von 2000 bis 2007 Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und die Polizistin Michèle Kiesewetter getötet wurden.
Der Terror der NSU zeigt das Scheitern einer Gesellschaft, in der Rassismus und rechte Gewalt normalisiert sind. Der rassistische Umgang mit den Hinterbliebenen und Opfern, das Vernichten relevanter Akten durch Sicherheitsbehörden, die Rede von einem Täter-“Trio“ statt eines rechten Netzwerkes – all das zeigt, wie wichtig es ist, aufzuklären über die Entstehung des NSU, den Betroffenen zu gedenken und die Rolle des Staates kritisch zu beleuchten. Dies möchte die Beratungsstelle Opfer Gewalt Märkisch-Oderland im Rahmen einer Veranstaltungsreihe tun.