Frauenhass gilt als „Einstiegsdroge“ in rechtsradikales Denken. Die „Manifeste“ der Rechtsterroristen von Halle, Christchurch, Oslo oder Utøya sind Dokumente des Hasses und Zeugnisse der Angst vor Entmännlichung und weiblicher bzw. jüdischer „Übermacht“. Frauenhass, Antifeminismus und Anti-Gender-Rhetorik sind aber auch ein Scharnier zwischen konservativen und neu- (und alt-) rechten Positionen und spielen eine wichtige Rolle bei der „Einmittung“ und Normalisierung rechter Weltanschauungen. Die Geschichte der Verknüpfung beider Ideologien ist alt und erschreckend aktuell. Von vergeschlechtlichten Stereotypen des „Juden“ im 19. Jahrhundert über aktuelle Verschwörungserzählungen wie die des „Großen Austausch“ bis zu „Männerrechtlern“ und Incels gehen Frauenhass und Hass gegen Jüdinnen und Juden inhaltlich und personell oft Hand in Hand. Aufschlussreich ist aber auch die Analyse der Argumentationen rechter Aktivistinnen, die als Feministinnen oder zum „Schutz der Frauen“ gegen „den Islam“ oder Geflüchtete mobilisieren.
Welche strukturellen Analogien bestehen zwischen Antisemitismus und Antifeminismus? Wie gestalten sich die Dynamisierungs- und Radikalisierungsprozesse zwischen Juden- und Frauenhass? Welche sozialen Funktionen erfüllen diese reaktionären Gegenbewegungen für das (meist männliche) Individuum? Mit welchen Mitteln ist diesen Formen der Dehumanisierung beizukommen? Und warum gelingt Coalition-Building viel zu selten?
Veronika Kracher (Soziologin, Publizistin und Expertin in Sachen Incel-Subkultur und Rechtsterrorismus)
Paula-Irene Villa Braslavsky (Professorin für Allgemeine Soziologie und Gender Studies an der LMA München)
Marina Weisband (Diplom-Psychologin und Expertin für digitale Partizipation und Bildung)
Moderation: Jo Frank (Geschäftsführer des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks)
Eine Veranstaltung im Rahmen des Aktionsprogramms „Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus & für eine plurale Gesellschaft“. Der Live-Talk ist Teil der „Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus“ in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung.
Das Gespräch wird live auf Facebook gestreamt. Weitere Informationen finden Sie hier.