Geflüchtete vor Corona schützen!
Der Vorstand des Aktionsbündnisses betrachtet die Häufung von Corona-Infektionen bei Geflüchteten in Brandenburger Sammelunterkünften mit großer Sorge und fordert die Unterbringung in Wohnungen.
Die aktuelle Pandemie legt nicht nur gesellschaftliche Missstände offen, sie verschärft diese. Menschen, die teils durch Kriegs- und Fluchterfahrung traumatisiert sind, die oftmals noch unsicher in der deutschen Sprache und im deutschen Gesundheitswesen sind, brauchen Informationen und Schutz. Doch stattdessen werden Geflüchtete weiterhin entgegen den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und eines Urteils des Verwaltungsgerichts Frankfurt (Oder) in Sammelunterkünften untergebracht, in denen Fremde sich Zimmer teilen müssen und wo Abstand halten schlicht nicht möglich ist.
Es ist daher wenig verwunderlich, dass es in Unterkünften in Hennigsdorf, Stahnsdorf, Bad Belzig, Trebbin und weiteren zu Corona-Infektionen kam. „Laut der Zahlen der Landesregierung und des Robert-Koch-Instituts haben Geflüchtete in Brandenburger Unterkünften ein zwölfmal höheres Risiko, sich mit Corona zu infizieren, als die restliche Bevölkerung“, kritisiert Kirstin Neumann vom Flüchtlingsrat Brandenburg, die auch Vorstandsmitglied des Aktionsbündnisses ist. „Manche Betroffene berichteten uns, dass sie teils zögerlich getestet wurden, erst spät von ihrem Ergebnis erfuhren und kaum über Dauer und Umfang der Quarantänemaßnahmen informiert wurden.“
Der Vorstandsvorsitzende des Aktionsbündnisses, Thomas Wisch, erklärt: „Wenn Geflüchtete angesichts der unwürdigen Bedingungen in den Sammelunterkünften Informationen und Mitsprache einfordern, wird dies als unrechtmäßige Revolte dargestellt.“ Er warnt davor, dass rechte Hetzer_innen diese Situation nutzen, um Stimmung gegen Geflüchtete zu machen. „Würden Geflüchtete in Wohnungen leben, wäre nicht nur die Ansteckungsgefahr automatisch verringert, sondern es würde auch helfen, rassistischen Vorurteilen entgegenzuwirken. Und diese Menschen könnten wesentlich besser in Brandenburg Fuß fassen.“
Als Vorstand des landesweiten Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit fordern wir Politik und Verwaltung auf Landes-, Kreis und kommunaler Ebene auf, den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zu folgen und Geflüchtete so unterzubringen, dass sie sich vor einer Ansteckung schützen können. Bis dies umgesetzt worden ist, muss ein transparentes und menschenwürdiges Infektionsmanagement für Menschen in Massenunterkünften entwickelt werden.
Vorstand des Aktionsbündnisses Brandenburg, 26. August 2020
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