© pexels-photo Anugrah Lohiya CCO 1.0
10 Fakten über Migration
Die AfD, aber auch andere Parteien wie die CSU, fordern immer wieder eine Schließung der Grenzen und mehr Abschiebungen.
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Die AfD, aber auch andere Parteien wie die CSU, fordern immer wieder eine Schließung der Grenzen und mehr Abschiebungen.
Nach Meinung der AfD würden Migrant_innen aus der Europäischen Union und aus Kriegsgebieten die „Freizügigkeit der EU bzw. das Asylrecht missbrauchen, um sich Zugang zum Sozialsystem zu verschaffen“. Häufig wird mit unvorstellbar hohen Zahlen argumentiert, die auf Nachfrage niemand belegt. Hier sind wichtige Fakten über Migration in Deutschland: Wie viele Menschen kommen pro Jahr, woher kommen sie, und mit wem sind sie verheiratet?
1. Wer ist eigentlich eine Migrantin oder ein Migrant?
Als Migrant_innen (lateinisch migratio = das (Aus)Wandern, der Umzug) werden viele Menschen bezeichnet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie neu in eine Region oder ein Land kommen, um dort für einige Zeit oder unbefristet zu leben: Sie ziehen um. Binnenmigration heißt, dass ein Mensch von einem Verwaltungsbezirk innerhalb eines Staates in den nächsten zieht: Die schwäbische Community in Berlin ist ein Beispiel dafür. Asylbewerber_innen, ethnisch deutsche (Spät-)Aussiedler_innen, Studierende, Fachkräfte oder Familienangehörige sind nur ein paar Beispiele für internationale Migrant_innen. Jemand hat einen „Migrationshintergrund“, wenn die Person selbst oder mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren wurde oder im Ausland nicht von Geburt an die deutsche Staatsangehörigkeit besaß. [1]
2. Wie viele Migrant_innen leben in Deutschland, wie viele in Brandenburg?
Im Jahr 2016 lebten in Deutschland 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, wovon ein Drittel hier geboren wurde. Rund zehn Millionen von ihnen hatten 2017 keinen deutschen Pass. In Brandenburg sind seit der Wende von den 2,5 Millionen Einwohner_innen gerade mal 4,6 Prozent aus dem Ausland zugewandert oder haben ein Elternteil aus dem Ausland. Von diesen 115.000 Menschen sind 30 Prozent Geflüchtete, die hier seit 2014 Schutz suchten. [2]
3. Wie viele Menschen kommen pro Jahr nach Deutschland?
Die Anzahl der Menschen, die jedes Jahr nach Deutschland kommen, variiert sehr stark. Die Eine-Million-Marke wurde wegen der Kriege in Jugoslawien, Afghanistan, dem Irak und Syrien jeweils in den Jahren 1991-1995 und 2012-2016 überschritten. Insgesamt wuchs die Bevölkerung der Bundesrepublik zwischen 1991 und 2015 durch Zuzug um 6,5 Millionen Menschen. Davon besaßen nur fünf Millionen Menschen bei der Einreise keinen deutschen Pass, denn auch 1,5 Millionen deutsche Staatsangehörige, die im Ausland geboren wurden, studierten oder dort gearbeitet hatten, zogen in diesen Jahren nach Deutschland. [3]
4. Wie viele Menschen verlassen Deutschland pro Jahr?
Im Jahr 2015, als über zwei Millionen Menschen nach Deutschland kamen, sind gleichzeitig fast eine Million Menschen fortgezogen. Darunter waren etwa 860.000 Menschen ohne deutschen Pass. Zwischen 1991 und 2015 verließen Deutschland jedes Jahr mindestens 600.000 Menschen – insgesamt 17,8 Millionen. In diesen Zahlen sind auch die mit eingerechnet, die abgeschoben wurden oder die an Programmen zur „freiwilligen Rückkehr“ teilnahmen. 2017 waren es rund 43.000 Menschen, die aufgrund eines abgelehnten Asylbescheids ausreisten und fast 24.000, die aus demselben Grund abgeschoben wurden. [4]
5. Woher kommen die Menschen, die zu uns ziehen?
Arbeitsmigrant_innen, die bis 1973 aus Italien, Griechenland und der Türkei nach Westdeutschland angeworben wurden und deren Familienangehörige machen noch heute 34,6 Prozent aller Menschen mit Migrationshintergrund aus. Das sind fast genau so viele wie die 36,1 Prozent EU-Bürger_innen, die seit der Gründung der Europäischen Union im Jahr 1993 nach Deutschland kamen. Die meisten von ihnen kommen aus Polen, Rumänien und Italien. Die größten Bevölkerungsanteile stellen Menschen mit türkischem (2,85 Mio.), polnischem (1,7 Mio.) und russischem (1,2 Mio.) Migrationshintergrund. In Brandenburg kommen die meisten Menschen mit Migrationshintergrund aus Polen, Syrien und der Russischen Föderation. [5]
6. Wie viele Migrant_innen leben in West-, wie viele in Ostdeutschland?
In allen ostdeutschen Ländern leben nur zwischen vier und sieben Prozent Menschen mit Migrationshintergrund, dem stehen 25 Prozent in Westdeutschland und Berlin gegenüber. Das bedeutet, dass im Westen jede vierte Person selbst oder eines ihrer Elternteile eingewandert ist und im Osten nur jede 16. Person. In Ostdeutschland sind über 60 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund noch nicht eingebürgert – in Westdeutschland liegt dieser Anteil fast überall unter 40 Prozent. [6]
7. Wie alt sind neu ankommende Migrant_innen?
Zugezogene der letzten Jahre sind im Schnitt viel jünger als Einheimische. Knapp 35 Prozent der Migrant_innen sind unter 25 Jahren alt, in der Gesamtbevölkerung sind das nur 20 Prozent. Über 55 Jahre alt sind unter den Einwandernden nur 20 Prozent, in der Gesamtbevölkerung sind es 40 Prozent. [7]
8. Leben mehr Frauen oder Männer mit Migrationshintergrund in Deutschland?
Fast die Hälfte der 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund ist weiblich, es gibt allerdings einen leichten Überschuss von 1,6 Prozent Jungen und Männer. 200.000 aus den EU-Staaten und 300.000-400.000 Jungen und Männern aus anderen Weltregionen. Die deutsche Bevölkerung ohne Migrationshintergrund hat dagegen einen Frauenüberschuss von ca. 1,6 Millionen. [8]
9. Wen heiraten Menschen mit Migrationshintergrund?
Migrant_innen heiraten meist Migrant_innen: Von den fast neun Millionen verheirateten Menschen mit Migrationshintergrund sind nur 16 Prozent mit deutschen Staatsangehörigen ohne Migrationserfahrung verheiratet, dagegen aber 38 Prozent mit Partner_innen ohne deutschen Pass. [9]
10. Wie ist das Bildungsniveau von Migrant_innen und ihren Kindern?
Die 11,8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die die Schule bereits abgeschlossen haben, erwarben etwa je zu einem Drittel ein (Fach-)Abitur, einen Real- oder Hauptschulabschluss und unterscheiden sich darin kaum von der Gesamtbevölkerung. Aber nur 16 Prozent haben studiert – in der Gesamtbevölkerung haben mit 32 Prozent doppelt so viele einen (Fach-)Hochschulabschluss. [10]
[1] BAMF: Migrationsbericht 2015
[2] MASGF: Daten und Grafiken 2017, Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2017, Kapitel 2, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Basisdaten 2016
[3] Statistisches Bundesamt: Wanderungen, Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2017, Kapitel 2
[4] BAMF: Migrationsbericht 2015, Bundestag Bundestags-Drucksache 19/800: Abschiebungen im Jahr 2017
[5] BAMF Migrationsbericht 2015
[6] Statistisches Bundesamt Statistisches Jahrbuch 2017, Kapitel 2
[7] BAMF Migrationsbericht 2015
[8] Statistisches Bundesamt Statistisches Jahrbuch 2017, Kapitel 2
[9] Statistisches Bundesamt Statistisches Jahrbuch 2017, Kapitel 2
[10] Statistisches Bundesamt Statistisches Jahrbuch 2017, Kapitel 2