© Depositphotos
10 Fakten über Flucht und Asyl
Weltweit nimmt die Zahl der Geflüchteten zu. Wie kann Deutschland ihnen helfen? Darüber wird heftig gestritten.
© Depositphotos
Weltweit nimmt die Zahl der Geflüchteten zu. Wie kann Deutschland ihnen helfen? Darüber wird heftig gestritten.
Hier sind die Fakten: Welche Länder nehmen die meisten Geflüchteten auf? Wie viele Menschen sterben im Mittelmeer, wie vielen gewährt Deutschland Schutz? Und wie viele werden abgeschoben?
28.300 Menschen werden jeden Tag durch Krieg, Gewalt oder Unterdrückung irgendwo auf der Erde zur Flucht gezwungen. 65,6 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, so viele wie noch nie. Der Hauptgrund ist Krieg – über die Hälfte aller Geflüchteten kommt aus den Krisenländern Syrien, Afghanistan,Südsudan. [1]
Die meisten Geflüchteten finden in Nachbarstaaten Schutz. So leben in der Türkei 2,9 Millionen Geflüchtete, im Libanon 1,2 Millionen. Das heißt, bei 169 auf 1.000 Einwohner_innen ist einer von sechs dort ein Geflüchteter aus Syrien. 2017 stellten in Europa 650.000 Menschen einen Asylantrag, davon knapp 198.300 in Deutschland. Griechenland und Zypern nahmen jeweils fünf Geflüchtete pro 1.000 Einwohner_innen auf. Deutschland stand mit einem Anteil von zwei Geflüchteten pro 1.000 Einwohner_innen auf Platz sechs. [2]
47 der 50 Staaten, die gemessen an ihrer Wirtschaftskraft die meisten Geflüchteten aufnehmen, sind Entwicklungs- oder Schwellenländer. Das heißt, die Hauptlast bei der Versorgung von Geflüchteten tragen die armen Länder. Die Türkei (Platz 25), Malta (41) und Zypern (49) sind die Industriestaaten, die noch am meisten Geflüchtete versorgen. [3]
2,9 Millionen Geflüchtete, fast alle aus Syrien, leben in der Türkei, mehr als in jedem anderen Land. Im Libanon und in Pakistan leben über eine Million Geflüchtete. Das größte Flüchtlingslager der Welt befindet sich aber seit 2017 in Bangladesh: In der Flüchtlingssiedlung Kutupalong-Balukhali leben 600.000 Menschen. Damit übertrifft es bei weitem das 27 Jahre alte Camp in Dadaab in Kenia. Dieses Lager wurde 1991 eingerichtet, um Geflüchtete aus dem somalischen Bürgerkrieg aufzunehmen. Heute leben dort 241.500 Menschen. [4]
Von den 650.000 Geflüchteten, die 2017 in Europa registriert wurden, stellten 198.300 in Deutschland einen Asylantrag. Das heißt, Deutschland nahm knapp 30 Prozent der Geflüchteten aller 28 EU-Staaten auf, Italien 20 und Frankreich 15 Prozent. Besonders wenige Menschen fanden 2017 in den osteuropäischen Länder, in Portugal und in Irland Schutz. In Polen wurden zum Beispiel halb so viele Asylbewerber_innen aufgenommen wie im Land Brandenburg. [5]
Neun Menschen sterben jeden Tag bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren. Im Jahr 2017 waren es offiziell 3.116 Tote, 171.635 Menschen erreichten Europas Küsten lebend. Die gefährlichste Route war der Weg nach Italien, hier wurden 2017 2.832 Leichen geborgen. Das Mittelmeer ist die tödlichste Grenze der Welt und inzwischen ein großer Friedhof. [6]
Die meisten Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, dürfen nach einer Entscheidung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bleiben. 2017 erhielten 119.550 Personen Flüchtlingsschutz und 4.359 politisches Asyl. 98.074 Antragsteller_innen dürfen bleiben, weil ihnen in der Heimat Lebensgefahr oder Folter droht („subsidiärer Schutz“), weitere 39.659 kommen aus Staaten, für die ein Abschiebungsverbot gilt. Zusammen ergibt das eine Schutzquote von 43,4 Prozent. [7]
Anerkannte Flüchtlinge dürfen ihre_n Ehepartner_in und die Kinder nach Deutschland holen; Minderjährige, die allein eingereist sind, können ihre Eltern nachkommen lassen. Für diejenigen Geflüchteten, die einen „subsidiären Schutz“ haben – das sind vor allem aus Syrien Geflüchtete – ist das Recht auf Familienzusammenführung bis zum August 2018 ausgesetzt. Anschließend ist der Familiennachzug auf bis zu 1.000 Ehepartner_innen, Kinder und Eltern pro Monat begrenzt. [8]
23.915 Menschen wurden 2017 aus Deutschland abgeschoben – über 21.000 per Flugzeug.Dies kostete den deutschen Staat 5.388.000 Euro. Weitere 7.102 Geflüchtete wurden in andere EU-Staaten zurückgeschickt, damit ihr Asylantrag dort bearbeitet wird – 1.280 von ihnen waren unter 18 Jahre alt. 19.342 Menschen, deren Asylanträge abgelehnt wurden, verließen Deutschland im Rahmen von Programmen zur „freiwilligen Rückkehr“, insgesamt reisten 43.019 freiwillig aus. 7.626 Personen wurden 2017 an den Grenzen zurückgewiesen und an der Einreise nach Deutschland gehindert. [9]
In Brandenburg lebten 2017 insgesamt 35.709 Geflüchtete. Fast 10.000, also 30 Prozent, waren unter 16 Jahre alt. Die meisten Antragsstellenden kamen aus Syrien, Russland und Afghanistan. 2017 gingen die Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr um zweidrittel zurück und beliefen sich nun auf 6.182 für das gesamte Jahr. Der Anteil der Geflüchteten an der brandenburgischen Gesamtbevölkerung liegt bei weniger als 0,7 Prozent. [10]
[1] UNHCR: Global Trends: Forced Displacement 2016
[2] UNHCR: Global Trends: Forced Displacement 2016, Annex Tables
[3] UNHCR: Global Trends: Forced Displacement 2016, Annex Tables, Eurostat: Asyl in den EU Mitgliedstaaten 2017
[4] UNHCR: Global Trends: Forced Displacement 2016, UNHCR Kenya, UNHCR Bangladesh
[5] Eurostat: Asyl in den EU-Mitgliedstaaten 2017
[6] IOM: Mediterranean Migrant Arrivals 2017
[7] BAMF: Asylgeschäftsstatistik für das Berichtsjahr 2017
[8] DW: Familiennachzug bleibt unbegrenzt – Pläne passieren Bundesrat
[9] Bundestags-Drucksache 19/800, Abschiebungen und Ausreisen im Jahr 2017
[10] MASGF: Daten und Grafiken