Was sind Stolpersteine?
Stolpersteine sind knapp 10×10 cm große Messingplatten auf einem Betonwürfel, die bündig in Gehwege eingelassen werden. Die Fußgänger*innen sollen nicht im Sinne des Wortes stolpern, sondern symbolisch über die Inschrift mit Namen und Daten eines Menschen, der während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgt wurde. Erinnert wird an Jüdinnen*Juden, Sinti*zze und Rom*nja, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Euthanasieopfer und andere. Der Gedenkstein liegt vor dem Haus, in dem ihr letzter frei gewählter Wohnort lag.
Geschaffen und verlegt hat die Stolpersteine der Kölner Künstler Gunter Demnig. Er ist für sein Werk mehrfach geehrt worden, unter anderem mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Den ersten Stein ließ Demnig 1992, zum 50. Jahrestag des Befehls zur Deportation von Sinti und Roma vor dem Historischen Kölner Rathaus in das Pflaster ein. Auf dem Stein sind die ersten Zeilen dieses Erlasses zu lesen. Es folgten eine Ausstellung von 250 Stolpersteinen in der Antoniterkirche und eine probeweise Verlegung in Köln, schließlich setzte Demnig – ohne Genehmigung – etwa 50 Steine in der Berliner Oranienstraße.
Behördlich genehmigt konnten die ersten Steine am 19. Juli 1997 in St. Georgen bei Salzburg verlegt werden, in Deutschland wurden ab dem Jahr 2000 amtliche Erlaubnisse für Stolpersteine erteilt. Bis April 2017 wurden knapp 61.000 Stolpersteine in fast 1.100 deutschen Kommunen und in 21 Ländern verlegt. Im Land Brandenburg wurden die ersten Stolpersteine im Herbst 2003 in Neuruppin verlegt, bis heute sind daraus 1.072 Stolpersteine in 83 brandenburgischen Gemeinden geworden (Stand: September 2017).
Ein nach Gemeinden geordnetes Verzeichnis von Stolpersteinen, teilweise mit genauen Standortdaten, Inschriften, Fotos und dem Datum der Verlegung bietet der Wikipedia-Artikel „Liste der Orte mit Stolpersteinen“. Weitere Informationen zum Stolperstein-Projekt erhalten Sie auf der Webseite des Künstlers www.stolpersteine.com. Dort finden Sie auch das Dokument „Schritte zum Verlegen von Stolpersteinen“, das Sie sorgfältig lesen sollten, falls Sie erwägen, eine Stolperstein-Initiative zu gründen.
Wie initiiere ich eine Stolperstein-Verlegung?
Nutzen Sie die Erfahrungen anderer und suchen Sie Kontakt zu Initiativen in Ihrer Umgebung. Sie können sich beispielsweise wenden an:
- Frank Hühner in Frankfurt (Oder): huehner@email.de
- Peter Krips in Perleberg: hape-krips@gmx.de
- Dr. Ines Oberling in Falkensee: ines@oberling.de
- Tobias Büloff in Potsdam: tobias.bueloff@rathaus.potsdam.de
Im Mittelpunkt einer Initiative für eine Stolperstein-Verlegung steht die Suche nach der Biografie, den Lebensdaten, dem Schicksal, den Stationen der Verfolgung und des letzten freiwillig gewählten Wohnortes eines von den Nationalsozialisten verfolgten Menschen. Es geht es um ein aktives Gedenken. Zweck der Forschung ist es daher nicht allein, die notwendigen Daten etwa durch die Abschrift aus Gedenkbüchern zu erhalten. Vielmehr soll die Recherche über das Nötigste hinausgehen und das Leben des Menschen in Erinnerung rufen.
Fangen Sie vor Ort an. Versuchen Sie, einen nachbarschaftlichen Kommunikationsprozess zu initiieren. Treten Sie an ehemalige und jetzige Bewohner*innen, örtliche Vereine, religiöse Gemeinden, Parteien, Schulen, Ausbildungsbetriebe, Hochschulen und Universitäten heran. Suchen Sie Kontakt zu Heimatforscher*innen. Befragen Sie Zeitzeug*innen oder deren Nachfahren.
Erfragen Sie:
- Personen: Familienangehörige, Freund*innen, Klassenkameraden, Arbeitskolleg*innen
- Wohnorte: Straße, Wohnung im Haus, weitere Adressen bei Umzügen, Veränderungen im Stadtbild
- Familie: Geburten, Taufen, Hochzeiten, Jubiläen, Todesfälle, Namensänderungen
- Ausbildung und Beruf: Schul- und Berufsabschlüsse, berufliche Tätigkeiten, Studium
- Ereignisse: Veränderungen nach 1933, Reaktion im Ort auf nationalsozialistische Politik
Sie sind für Ihr Rechercheergebnis und den Umgang mit personenbezogenen Daten selbst verantwortlich. Achten Sie darauf, dass Ihre Quellennachweise vollständig sind, und überprüfen Sie die Daten, die von anderen recherchiert wurden.
Folgendes Vorgehen ist denkbar:
- Ermittlung von Personen und Familien, für die Stolpersteine verlegt werden sollen: Wenn die Namen und der Wohnort bereits bekannt sind, konzentrieren sich die Nachforschungen auf weitere Familienmitglieder oder Hausbewohner*innen. Es ist aber auch möglich, über die Erforschung der Geschichte eines oder mehrere Häuser während der NS-Zeit ein Stolperstein-Projekt zu initiieren. Eine Möglichkeit ist, das Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ zu nutzen. Die Datenbank enthält Namen und Daten jüdischer Verfolgter. Hier können Sie vom Namen oder Wohnort ausgehend recherchieren. Dort werden jedoch keine konkreten Adressen angegeben. Zugang zu den Akten und den Adressen erhalten Sie dann über das Brandenburgische Landeshauptarchiv oder über örtliches Archive oder Museen.
- Ermittlung vor Ort: Suchen Sie zunächst nach Informationen in der unmittelbaren Umgebung des Wohnortes. Fragen Sie nach Familienangehörigen, Zeitzeug*innen und ehemaligen Bewohner*innen des Hauses und der Straße.
- Recherche in öffentlich zugänglichen Publikationen: Wenden Sie sich an Heimatmuseen, Geschichtsvereine sowie die Stadt-, Landes- und Staatsbibliothek.
- Online-Recherche: Beginnen Sie beim Befragen von Suchmaschinen. Schauen Sie in die Online-Kataloge der Bibliotheken, vor allem in die Zeitschriftensammlungen oder auch in die online verfügbaren Materialien. Suchen Sie personenbezogen nach Adressen und Ansprechpartner*innen.
- Örtliche Archive: Versuchen Sie, vor Ort Dokumente zu finden. Durchforsten Sie beispielsweise Materialien der Stadtverwaltung, der Kirchengemeinde, der Standesämter und von Geschichtsvereinen.
Wichtige Archive und Datenbanken
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Für eine Recherche im Landeshauptarchiv können Sie eine formlose schriftliche Anfrage stellen, in der Sie ihre Recherchefrage angeben. Sie erhalten das Rechercheergebnis nach etwa sechs Wochen zugesandt. Danach können Sie gegebenenfalls einen Termin vereinbaren, bei dem Sie die Akten im Lesesaal einsehen. Falls Sie mit Jugendlichen arbeiten, sollten Sie die Akten zunächst sichten, um sich über den Quellenwert zu informieren. Beachten Sie dabei, dass die Akteneinsicht vorbereitet werden sollte und emotional überfordern kann. Kontakt: Brandenburgische Landeshauptarchiv, Post: Zum Windmühlenberg, 14469 Potsdam, Telefon: 0331 5674-0, Fax: 0331 5674-212, Ansprechpartnerin: Dr. Monika Nakath
- Bundesarchiv – Im Bundesarchiv werden zahlreiche Unterlagen mit personenbezogenen Daten aus der Zeit der NS-Diktatur verwahrt. Für eine Recherche müssen Sie eine formlose schriftliche Anfrage stellen, in der Sie das Thema und der Zweck Ihrer Nachforschung nennen. Recherche und Benutzung erfolgen grundsätzlich vor Ort in den Räumen des Bundesarchivs durch die Benutzer selbst. Kleinere Nachforschungen können von den Mitarbeiter*innen des Bundesarchivs übernommen werden. Das Ergebnis wird schriftlich mitgeteilt, kann aber unter Umständen gebührenpflichtig sein. Kontakt: Bundesarchiv, Post: Finckensteinallee 63, 12205 Berlin, Telefon: 03018 7770-0, Fax: 03018 7770-111, E-Mail: berlin@bundesarchiv.de, Archivfachlicher Dienst, Telefon: 03018 7770-420 oder -411
- Internationaler Suchdienst Bad Arolsen – Beim Internationalen Suchdienst können Sie einen schriftlichen Antrag auf wissenschaftliche Forschung stellen. Verwenden Sie dazu das Formular auf der Webseite des Suchdienstes. Es ist möglich, den Forschungsauftrag personenbezogen, aber auch themenbezogen zu stellen. Bei der ortsbezogenen Suche kann nach Orten, Stadtteilen, Firmen oder ähnlichem gesucht werden.Wenn der Suchdienst über Angaben verfügt, erhalten Sie nach Unterschrift der Benutzererklärung die Rechercheauswertung kostenlos. Für das Zusenden von Dokumenten werden Gebühren erhoben, pro Kopie 30-90 Cent, 5,- Euro für eine DVD als Speichermedium. Kontakt: Internationaler Suchdienst Bad Arolsen, Post: Große Allee 5-9, 34454 Bad Arolsen, Telefon: 05691 629-0, Telefax: 05691 629-501
- Yad Vashem – The Holocaust Martyrs‘ and Heroes‘ Remembrance Authority – Yad Vashem ist eine Gedenkstätte in Israel, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert. Die Internetpräsenz enthält eine Datenbank mit Namen und biografischen Angaben von 3,6 Millionen Holocaust-Opfern, die Sie online durchsuchen können. Außerdem haben Sie Zugriff auf das Fotoarchiv und verschiedene Listen, wie beispielsweise Transportlisten, Angaben zu Jüdinnen*Juden, die vor der Deportation die Flucht in den Tod wählten, sowie Listen von Überlebenden der Konzentrationslager. Die Bibliothek verfügt über die größte Sammlung von Literatur zum Thema Holocaust, die Sie online einsehen können. Kontakt: Yad Vashem, Post: P.O.B. 3477, Jerusalem 91034, Israel. Für Recherchen: International Institute for Holocaust Research, E-Mail: research.institute@yadvashem.org.il, Telefon: +972 2 6443480 oder +972 2 6443479
Im Rechercheleitfaden der Berliner Koordinierungsstelle Stolpersteine finden Sie Hinweise auf weitere Datenbanken, die Sie durchsuchen, und Archive, in denen Sie recherchieren können.
Präsentation des Rechercheergebnisses
Sie sollten Ihr Rechercheergebnis zusammenfassen. Dazu können Sie unterschiedliche Publikationsformen wählen, wie beispielsweise:
- Gedenkschrift
- Flyer
- Ausstellung
- Präsentation auf der Webseite der Gemeinde
- eigene Webseite
Beispiele für Präsentationen von Stolperstein-Initiativen in Brandenburg finden Sie hier:
Wen sollten Sie informieren?
- Archive: Nach Abschluss Ihrer Recherche sollten Sie ein Belegexemplar der veröffentlichten Biografie oder neuer Quellen an von Ihnen genutzte Archive und Bibliotheken sowie an weitere beteiligte Institutionen übersenden.
- Angehörige: Versuchen Sie, falls noch nicht geschehen, Angehörige der Opfer zu kontaktieren und informieren Sie diese über Ihr Projekt und Ihr Vorhaben, einen Stolperstein zu verlegen. Laden Sie Angehörige ein, an einer Verlegung teilzunehmen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, bieten Sie den Angehörigen an, Reise- und Übernachtungskosten zu tragen. Seien Sie darauf vorbereitet, dass es neben positiven auch ablehnende Reaktionen geben könnte, mit denen Sie umgehen und die Sie akzeptieren müssen. Das kann persönliche Gründe haben oder politische. So gibt es auch grundsätzliche Kritik an dem Konzept der Stolpersteine.
- Anwohner*innen: Sie sollten Eigentümerinnen und Eigentümer sowie die Bewohner*innen des Hauses, vor dem der Stein liegen wird, informieren. Das ist nicht zwingend, da der Gehweg in der Regel der Stadt gehört, aber es dient dem Anliegen und kann helfen, Streit zu vermeiden.
- Behörden: Die Stolpersteinverlegung müssen Sie in jedem Fall mit der örtlich zuständigen Stadtverwaltung und dem Tiefbauamt absprechen. Sie müssen eine Genehmigung für das Verlegen von Stolpersteinen im öffentlichen Raum beantragen. Wie das gehandhabt wird, ist in den Gemeindeverwaltungen unterschiedlich, aber durch einen Telefonanruf in der Regel zu erfahren.
- Gunter Demnig: Wenn Sie die Genehmigung der Verwaltung erhalten haben, vereinbaren Sie einen Termin für die Verlegung mit Gunter Demnig. Auf Grund zahlreicher Anfragen müssen Sie eine Wartezeit von einem dreiviertel Jahr einplanen. Die Terminabsprache erfolgt mit: Anna Warda, E-Mail: termine@stolpersteine.eu, Telefon: 030 23610366. Sollten Sie bei Ihren Nachforschungen auf ausländische Adressen als letzten Wohnort stoßen, wenden Sie sich an: Anne Thomas, E-Mail: international@stolpersteine.eu.
Inschrift
Jeder Mensch erhält einen eigenen Stein. Ein Anliegen von Gunter Demnig ist, Familien, die durch Verfolgung getrennt wurden, im Gedenken symbolisch zu vereinen. Deshalb werden auch überlebende Familienangehörige einbezogen (Kinder, die in Sicherheit gebracht werden konnten, oder Angehörige, denen die Flucht gelang; KZ-Überlebende und andere). Gedacht wird auch der Menschen, die sich selbst töteten. Auch deshalb ist es wichtig, nach der gesamten Familie zu recherchieren.
Die Stolpersteine werden einheitlich mit fünf Angaben zur Person beschriftet. Die Daten sollen Sie mindestens drei Monate vor der Verlegung per E-Mail als Word-Dokument senden an: Karin Richert, E-Mail: inschriften@stolpersteine.eu, Telefon: 0221 4248077. Bei der Inschrift müssen Sie sich an folgenden Vorgaben orientieren und Großbuchstaben verwenden:
- Überschrift: Meist wird „HIER WOHNTE“ als Überschrift gewählt. Weitere Möglichkeiten sind: „HIER LEBTE“, „HIER LERNTE“ oder „HIER LEHRTE“, „HIER ARBEITETE“, „HIER PRAKTIZIERTE“, „HIER WIRKTE“. Es ist auch ein Stein ohne Überschrift möglich.
- Vorname, Name (gegebenenfalls auch Geburtsname)
- Geburtsjahr
- Deportationsjahr und Ort
- Schicksal: Als Angaben sind „TOT“ oder „ERMORDET“ möglich. Für ein unbekanntes Schicksal stehen drei Fragezeichen „???“, statt Selbstmord steht „FLUCHT IN DEN TOD“. Der Begriff „verschollen“ wird nicht verwendet, ebenso nicht der Begriff „Tod“, da dieser einen natürlichen Tod nahelegt. Statt „Emigration“ oder „Auswanderung“ wird „FLUCHT“, ergänzt um eine Jahreszahl und ein Zielland, verwendet.
Steinverlegung und Gedenkveranstaltung
Gunter Demnig versucht, alle Stolpersteine selbst zu setzen, zumindest aber jeden ersten Stolperstein in einer Kommune. Die Arbeiten dauern ungefähr 20 Minuten pro Stein. Sie sollten dies so vorbereiten, dass die Verlegung im Rahmen einer Gedenkveranstaltung stattfindet, die Sie gestalten und die aus einigen der folgenden Elemente bestehen kann:
- Begrüßung oder Worte von Angehörigen oder Freund*innen
- Lesung von Zeitzeug*innen
- Verlesung der Biografie
- Grußwort von kommunalen Vertreter*innen
- Vorstellung der Projektarbeit
- Musikalische Umrahmung
- Aufführung eines Theaterstückes
Wenn an einem Tag mehrere Steine in einer Gemeinde gesetzt werden, sollte jede einzelne Verlegung würdevoll erfolgen. Einrahmend bietet sich eine Auftaktveranstaltung und im Anschluss ein Empfang an. Gunter Demnig hält auf Wunsch und gegen ein Honorar (siehe unten: Kosten) einen 50-minütigen Vortrag zum Werdegang des Stolperstein-Projekts mit anschließender Diskussionsrunde. Für die Präsentation müssten Sie einen Beamer und einen Laptop zur Verfügung stellen. Planen Sie ein, dass die Datei von einem Datenträger auf die Festplatte kopiert werden muss.
Technische Umsetzung
Geben Sie Gunter Demnig eine genaue Beschreibung der Verlegestelle mit Maßangaben, damit er die richtige Ausrüstung, Füllsteine und weiteres Material mitbringen kann.
Beantragen Sie beim Ordnungsamt für die Zeit der Verlegung gegebenenfalls eine Sonderparkgenehmigung für Gunter Demnigs Lieferwagen (Peugeot, Autokennzeichen: K-GD 2710).
Bitten Sie das Bauamt darum, bei der Verlegung mitzuwirken und fragen Sie auch, ob der zum Tiefbauamt gehörige Bauhof Sie unterstützen kann. Ansonsten ist es ratsam, einen Baubetrieb vor Ort anzusprechen, der bei der Verlegung hilft. In einigen Gemeinden bereiten erfahrene Baubetriebe oder der Bauhof die Stellen vor.
Die Steine werden nicht direkt an die Hauswand gelegt, sondern ungefähr in die Mitte des Gehweges, in der Regel direkt vor dem Eingang. Die Steine einer Familie werden mit Fuge nebeneinander oder auch hintereinander gelegt. Die Stolpersteine haben ein Maß von 96 x 96 mm und eine Höhe von 100 mm. Für die Fugen müssen 5 mm eingeplant werden. Der Aushub für das Betonbett darf nur 12 cm tief sein.
Einladungen
Informieren Sie sowohl im Vorfeld über das Projekt als auch über die Steinverlegung:
- Angehörige, Freund*innen des Opfers
- Projektunterstützer*innen
Denken Sie bei allen Veranstaltungen an die Forschenden, die Paten und die Mitarbeiter*innen in Archiven, Museen, Bibliotheken, …
- Vertreter*innen der Stadt oder Gemeinde, von Vereinen, Jugendeinrichtungen, Schulen
- Bewohner*innen, Eigentümer*innen des Hauses sowie Nachbar*innen
- Medien, die an einer Berichterstattung Interesse haben können
- Polizei: Informieren Sie ruhig auch die Polizei. Sie kann gegebenenfalls den Straßenverkehr regeln und bei unerwünschten Gästen helfen.
Kosten und Patenschaften
Ein Stolperstein kostet einschließlich der Verlegung 120 Euro. Hinzu kommen eventuell Übernachtungskosten für Gunter Demnig und seinen Fahrer sowie, falls Sie einen Vortrag wollen, ein Honorar von 200 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). Die Rechnungslegung erfolgt im Nachhinein, aber nur an eine Rechnungsadresse. Viele Stolperstein-Initiativen richten Konten ein und rufen zu Spenden auf. Das ist besonders bei mehreren Steinen sinnvoll. Es besteht auch die Möglichkeit einer Patenschaft oder Patengemeinschaft für Stolpersteine. Pat*innen übernehmen die Kosten eines Steines. Um Unterstützung für Ihr Projekt zu finden, können Sie sich zum Beispiel wenden an:
- örtliche Betriebe und Institutionen
- Wohnungsbaugesellschaften
- Banken
- Stiftungen
- Privatpersonen
Gedenken
In einigen Gemeinden werden regelmäßig Gedenkveranstaltungen durchgeführt, besonders am 9. November, dem Tag, an dem die Reichspogromnacht stattfand. In anderen Orten finden Familientreffen statt. Wenden Sie sich an Stadtführer*innen, damit diese die Steine in ihre Rundgänge integrieren können. Außerdem können die örtlichen Schulen das regionalgeschichtliche Thema in ihr Schulcurriculum aufnehmen.
Es bietet sich an, bereits während der Vorbereitung der Verlegung regelmäßige Treffen der Beteiligten und Informationsveranstaltungen durchzuführen. Hier können Sie auch über bereits vorhandene Stolpersteine berichten. Indem Sie neue Stolperstein-Initiativen vorstellen, können Sie weitere Interessierte und manchmal sogar unbekannte Forschungsquellen erschließen. Außerdem ist dies ein geeigneter Rahmen, um für Patenschaften zu werben.
Pflege
Der Verlegeort sollte ein würdevolles Aussehen behalten und gepflegt werden. Dafür ist es gut, eine Putzpatin oder einen Putzpaten zu finden. Das kann eine Bewohnerin oder ein Bewohner des Hauses sein, aber auch Mitglieder von örtlichen Vereinen, Schulen oder Ausbildungsbetriebe können angesprochen werden.
Die Oberfläche der Steine ist mit einer Messingplatte versehen, die durch Umwelteinflüsse und Verschmutzung dunkler wird. Für das Putzen sind gebräuchliche Metallputzmittel geeignet, bewährt haben sich „Sidol“ und „Elsterglanz“. Um weiße Ränder auf dem umliegenden Pflaster zu vermeiden, sollte es gering dosiert über einen Lappen und nicht direkt auf die Messingplatte gegeben werden. Nach einer Einwirkzeit von etwa einer Minute muss die Platte mit einem trockenen Tuch poliert werden. Bei stärkeren Verschmutzungen ist der Vorgang gegebenenfalls zu wiederholen. Hilfsmittel mit scheuernder oder kratzender Oberfläche dürfen nicht benutzt werden, da diese die Messingplatten beschädigen. Das Putzen sollte nicht übertrieben werden, aber gemeinsame Pflegeaktionen können zur Gedenk- und Erinnerungskultur von Initiativen werden. Hier gibt es eine Putzanleitung.
Pädagogische Begleitung
Eine Stolperstein-Initiative eignet sich sehr gut für eine pädagogische Arbeit mit Jugendlichen, etwa Schulklassen, Auszubildende oder Jugendgruppen. Jugendliche können sich mit einer fachlichen Anleitung historisches und lokales Wissen erschließen, und sie können in vielen Gebieten, der Recherche, der Präsentation, der Kommunikation mit zahlreichen Stellen und Personen, dem Spenden sammeln und der Organisation einer Gedenkveranstaltung Erfahrungen sammeln.
Im Rahmen der Stolperstein-Stiftung steht Ihnen Katja Demnig als Ansprechpartnerin zur Verfügung, um Kontakt zu anderen Schulprojekten herzustellen und über entsprechendes Begleitmaterial zu informieren, E-Mail: paedagogik@stolpersteine.eu.
Die Berliner Koordinierungsstelle Stolpersteine bietet fachliche Beratung und Unterstützung für pädagogische Stolperstein-Projekte an, allerdings nur in Berlin. Das pädagogische Begleitmaterial jedoch kann gegen eine Gebühr von acht Euro bestellt werden.