„Wir grüßen die Patrioten in Cottbus!“
Es ist ein kalter Januartag 2018 in der südbrandenburgischen Stadt Cottbus. Etwa 1.500 Menschen haben sich nach einem Aufruf des Vereins Zukunft Heimat an diesem Samstagmittag vor dem Einkaufszentrum Blechen-Carré in der Innenstadt versammelt. Viele Bürger_innen sind gekommen, aber auch stadtbekannte Neonazis und Hooligans zeigen Präsenz. Einige Personen halten Schilder, auf denen „Schnauze voll“, „Faxen dicke“ oder „Grenzen dicht“ steht, andere präsentieren die blauen Banner der Partei Alternative für Deutschland (AfD).
Auf der Ladefläche eines grauen Geländewagens steht der Mediziner Christoph Berndt, ein eher unscheinbarer hagerer Mann mit grauem Haar und rahmenloser Brille, und spricht in ein Mikrofon: „Was bei uns passiert, ist die absehbare Folge des von der Regierung abgesegneten Kontrollverlusts an unseren Grenzen.“ Die Masse bringt immer wieder ihre Zustimmung zum Ausdruck, mit tosendem Beifall und Sprechchören: „Volksverräter“, „Merkel muss weg“, „Widerstand“ und „Lügenpresse“, je nachdem, was gerade passt.
Birgit Bessin, Mitglied der AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag, ergreift das Wort, ereifert sich über die „Systempresse“, nennt einen anwesenden Journalisten des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) namentlich. Für Foto-Journalist_innen ist die Situation vor Ort schon jetzt unangenehm. Sie werden bespuckt, ihnen wird gegen die Kamera geschlagen, sie werden beschimpft. Aus den Lautsprechern eines vorbeifahrenden Feuerwehrautos knarzt es: „Wir grüßen die Patrioten in Cottbus!“ Jubel in der Menge.
Auszug aus der Broschüre:
„Was interessiert mich denn Cottbus?“ Dynamiken rechter Formierung in Südbrandenburg: der Verein Zukunft Heimat. Rosa-Luxemburg-Stiftung/Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Potsdam 2019.
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