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Bund für Gotterkenntnis
Der Bund für Gotterkenntnis (BfG) ist eine rechtsextreme Organisation, die sich auf die Lehren der völkischen Ideologin Mathilde Ludendorff bezieht. In Kirchmöser betreibt der BfG ein Tagungshaus.
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Der Bund für Gotterkenntnis (BfG) ist eine rechtsextreme Organisation, die sich auf die Lehren der völkischen Ideologin Mathilde Ludendorff bezieht. In Kirchmöser betreibt der BfG ein Tagungshaus.
Die sogenannte Ludendorff-Bewegung entstand in der Weimarer Republik. Mathilde Ludendorff (1877-1966) und ihr Mann, der Erste-Weltkriegs-General Erich Ludendorff (1865-1937), schufen ihre eigene Weltanschauung, die durch einen radikalen Antisemitismus und ein rassistisches Menschenbild geprägt war.
Erich Ludendorff hatte am 9. November 1923 am gescheiterten Putsch mit Adolf Hitler in München teilgenommen. In den Folgejahren trennte sich die radikal-völkische Bewegung um das Ehepaar Ludendorff von Hitler und den Nationalsozialisten. 1933 wurden die Vorläuferorganisationen des BfG, Tannenbergbund und Deutschvolk, verboten. Gegen die Ludendorffs wurde jedoch nicht vorgegangen; sie konnten ihre publizistische Tätigkeit fortsetzen.
Nach einer Aussprache mit Hitler 1937 konnte das Ehepaar Ludendorff den Verein Bund für Deutsche Gotterkenntnis offiziell eintragen lassen. Die „Deutsche Gotterkenntnis“ nach Ludendorff wurde seitdem de facto als dritte Konfession im NS-Staat geduldet. Die Anhänger*innen der Ideologie des „Hause Ludendorffs“ werden als „Ludendorffer“ bezeichnet.
Völkischer Rassismus
Nach dem Zweiten Weltkrieg verhinderten die Alliierten zunächst eine rasche Reorganisierung. Sie erfolgte erst 1951. In der Bundesrepublik wurde der BfG wegen „hetzerischem Antisemitismus“ 1961 verboten. In den Folgejahren gründeten die „Ludendorffer“ Ersatzvereinigungen wie den Arbeitskreis für Lebenskunde, der bis heute Schulungsveranstaltungen und Ferienlager für Kinder und Jugendliche organisiert. Nach zahlreichen Gerichtsverfahren wurde das BfG-Verbot 1976 wegen Verfahrensfehlern aufgehoben.
Seitdem agieren BfG und die anderen Ludendorffer-Organisationen parallel. Über den rechtsextremen Verlag Hohe Warte und mehrere kleine Verlagshäuser verbreiten die „Ludendorffer“ ihre Schriften. Wichtigste Zeitschrift ist das Monatsheft Mensch und Maß. Der BfG hat seinen Sitz in Tutzing am Starnberger See (Bayern), geführt wird er seit 2010 von Gudrun Klink aus Ingelfingen (Baden-Württemberg).
Die Ideologie der „Ludendorffer“ speist sich aus den Schriften von Mathilde und Erich Ludendorff. Offiziell bezieht sich der BfG heute auf Mathilde Ludendorffs „philosophische Werke“, die eine völkische Rassenlehre begründen. Darin warnt die „Schöpferin der Gotterkenntnis“ vor allem vor einer „Rassenmischung“ und einer „Entwurzelung der Völker“. Die Menschen teilt Ludendorff in „Lichtrassen“, die dem Göttlichen näher sind, und „Schacht-“ beziehungsweise „Schattenrassen“ ein.
Ferner sahen die Ludendorffs Deutschland in einem „Abwehrkampf“ gegen „überstaatliche Mächte“. Zu diesen „Mächten“, die „Feinde der Völker“ seien, zählten sie die katholische Kirche, Jesuiten und Freimaurer – allen voran aber die Juden. Das Christentum sei eine „Propagandalehre zur Herbeiführung der Juden- und Priesterherrschaft“. Die „überstaatlichen Mächte“ würden an einer „Schwächung der Völker an Blut und Seele“ arbeiten, hielt ein langjähriger BfG-Vorsitzender einmal fest.
Tagungsstätte in Kirchmöser
In Brandenburg wurde der BfG ab 1997 aktiv, als er ein Flugblatt gegen das Unterrichtsfach Religion per Hauswurfsendung verbreitete. Zwei Jahre später erwarb der BfG in Kirchmöser (Brandenburg an der Havel) einen ehemals landwirtschaftlich genutzten Hof und baute ihn aus. Der „Hof Märkische Heide“ ist eine von mehreren Immobilien in Händen der Ludendorffer in Deutschland und Österreich. Er wird für Veranstaltungen des BfG und anderer Ludendorff-Anhänger*innen genutzt. Der Hof ist daneben auch eine Pension und Tagungsstätte mit Veranstaltungssaal für Vereins- und Hochzeitsfeiern. Der Geschäftsführer Wolfgang Peetz leitet seit 2017 parallel den in Pähl (Bayern) ansässigen Verlag Hohe Warte.
Der BfG und die anderen „Ludendorffer“-Organisationen wirken vor allem innerhalb der rechtsextremen Szene. Nur vereinzelt werben sie außerhalb von völkischen Kreisen um neue Mitglieder.
Die „Ludendorffer“ unterhalten gute Kontakte zu anderen rechtsextremen Organisationen. Vor allem mit völkisch orientierten Gruppen wie der bündischen Kinder- und Jugendorganisation Sturmvogel gibt es Beziehungen und personelle Überschneidungen. Ebenso bestehen Verbindungen zur Bewegung der Reichsbürger*innen, einige „Ludendorffer“ bezeichnen sich selbst als Reichsbürger*innen. Daneben gibt es Kontakte zu Holocaust-Leugner*innen. Regelmäßig treten „Ludendorffer“ bei dem rechtsextremen Verein Gedächtnisstätte auf, der in Guthmannshausen (Thüringen) ein Zentrum für Geschichtsfälscher*innen und Auschwitz-Leugner*innen betreibt.
Zahlreiche „Ludendorffer“ sind auch als Umwelt- und Tierschützer*innen aktiv. Durch ihr bürgerliches Auftreten, werden sie oftmals nicht unmittelbar als Rechtsextremist*innen wahrgenommen.
Julian Feldmann
Zum Weiterlesen
Julian Feldmann: Die völkische Ludendorff-Bewegung, in: Udo Schuster (Hg.): Rassismus im neuen Gewand – Herausforderungen im Kommunikationszeitalter 4.0, München 2017.
Annika Spilker: Geschlecht, Religion und völkischer Nationalismus: Die Ärztin und Antisemitin Mathilde von Kemnitz-Ludendorff (1877-1966), Frankfurt am Main 2013.