Wahlcheck 2025
Am 23. Februar 2025 sind vorgezogene Bundestagswahlen. In unserem Wahlcheck 2025 stellen wir Kandidat*innen vor, die mit der Verbreitung extrem rechter Ressentiments oder mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus auf sich aufmerksam gemacht haben.
Lars Schieske: Rechtsextremer inszeniert sich bürgernah
Lars Schieske ist einer jener Brandenburger AfDler, die der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem einstuft. Nachdem er sich 2022 bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus nicht durchsetzen konnte und im September 2024 auch den Wiedereinzug in den Brandenburger Landtag verfehlte, möchte er 2025 für die AfD in den Bundestag gewählt werden. Das selbsternannte „Lausitzer Original“ kandidiert für das Mandat im Wahlkreis Cottbus/Spree-Neiße und erhielt Platz 5 der Landesliste der AfD.
Bekanntheit erlangte der Berufsfeuerwehrmann, als er 2018 am Rande einer Demonstration des rechtsextremen Vereins Zukunft Heimat aus einem Dienstfahrzeug der Feuerwehr „Wir grüßen die Patrioten in Cottbus“ rief. Für Schieske folgte ein Disziplinarverfahren wegen mangelnder politischer Neutralität im Dienst. Der AfD trat Schieske bereits fünf Jahre zuvor bei, wie er selbst sagt als „einer der ersten“. Aktives Mitglied ist er nach eigenen Angaben seit 2015.
Auf einer Kundgebung von Zukunft Heimat in Cottbus im Januar 2019 beginnt er seinen Redebeitrag mit einem erneuten Gruß an die „aufrichtigen Patrioten“ – nicht ohne vorher zu betonen, heute rein privat aufzutreten. Ihn als „Feuerwehrmann aus Cottbus“ anzukündigen, lässt sich der rechtsextreme Hans-Christoph Berndt, heutiger Fraktionschef der AfD, jedoch nicht nehmen. Die Inszenierung als harmloser Feuerwehrmann und Familienvater, der behauptet, in der Mitte der Gesellschaft verortet zu sein, täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass Schieske mit dem organisierten Rechtsextremismus in Südbrandenburg verwoben ist.
Seine Redezeit bei der Kundgebung nutzte Schieske zum Beispiel, um vermeintliche Gewalttaten von Migrant*innen im ganzen Bundesgebiet aufzuzählen. Honoriert werden seine Ausführungen mit Zustimmung und Applaus aus dem Publikum – „Immer diese Araber“, „Abschieben“,„Drecks-Araber“ und „Erschießen“ ist von den Teilnehmenden zu hören. Die rassistischen Zwischenrufe scheinen Schieske nicht zu stören, kaum verwunderlich, da er doch selbst stolz davon berichtet, dass seine Kinder die öffentlichen Verkehrsmittel den „Orientexpress“ nennen würden.
Nicht nur durch Schieskes Gruß auf der Demonstration von Zukunft Heimat sind seine Sympathien für den rechtsextremen Verein bekannt. Im Jahr 2020 eskalierte es nach einer von Schieske angemeldeten und von Zukunft Heimat beworbenen Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen: Angegriffene Beamte, sichergestellte Quarzhandschuhe, aufgenommene Personalien und der Einsatz von Pfefferspray waren die Folge. 2021 rief Zukunft Heimat ebenfalls zu einer von Schieske angemeldeten Versammlung auf, um der AfD-Forderung nach Grenzkontrollen zu Polen Nachdruck zu verleihen.
Dass Zukunft Heimat als außerparlamentarischer Arm und Vorfeldorganisation der AfD fungiert, ist bekannt. Das Beispiel von Lars Schieske macht deutlich, wie Zukunft Heimat der AfD als Rekrutierungsbecken für Kandidat*innen im Wahlkampf dient.
In der Cottbuser Szene ist Schieske gut vernetzt. Er ist im Vorstand des Bürgertreffpunkt Cottbus e.V., der den Szenetreff „Mühle Cottbus“ betreibt. Neben dem Verein Zukunft Heimat nutzten auch die rechtsextreme Identitäre Bewegung und der vom Bundesamt für Verfassungsschutz mittlerweile als gesichert rechtsextreme Bestrebung eingestufte Verein Ein Prozent in der Vergangenheit die Räumlichkeiten der „Mühle“, finanzielle Unterstützung kam ebenfalls von Ein Prozent. In seinem Telegram-Kanal rief Schieske demonstrativ dazu auf, Fördermitglied bei Ein Prozent zu werden. Bücher aus dem neurechten Verlag Jungeuropa und die völkische Zeitschrift Die Kehre empfiehlt Schieske „wärmstens“.